10. Oktober 2021

Das Zeitalter der Drachen

Kapitel 2 – 3

Gemütlichen Sonntagabend wünsche ich euch! Und schon geht es weiter mit Kapitel 2 – 3. Wir sind immer noch in Ydras Horn und lernen Nireka und die Untergrundfestung besser kennen. Außerdem kommen Besucher – und insbesondere einer von ihnen wird noch ein wenig wichtiger für Nireka. Denn was wäre eine Geschichte ohne das eine oder andere Techtelmechtel? Mit diesem Ausblick wünsche ich euch viel Vergnügen beim Schmökern und freue mich auf eure Kommentare!

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Kapitel 2

Nireka war schon wach, als Ydras Horn noch in tiefer Nachtstille versunken lag. Sie erinnerte sich nicht, zu sich gekommen zu sein, so seicht war ihr Schlaf gewesen. Gedankenfäden waren ununterbrochen durch ihr Bewusstsein geribbelt und hatten verhindert, dass sie tiefer als in ein Dösen absank. Heute würden sie zum ersten Mal seit zwei Monden an die Oberfläche gehen und sich ansehen, was während der Belagerung durch den Drachen passiert war.

Sie stand auf, schlüpfte in ihre Beinkleider und Stiefel und ihren Kapuzenüberwurf. Noch während sie den Gürtel festzog, schlich sie aus dem dunklen Quartier, das sie sich mit ihrem Vater teilte. Patinon schlief im Nebenraum; sie hörte ihn tief und pustend atmen. Im Kamin des Vorzimmers glomm noch ein wenig Glut. Leise schloss sie die Holztür hinter sich. Der Waschsaal mit seiner hohen, gewölbten Decke lag am Ende des Korridors und wurde von den Bewohnern aller sieben Quartiere auf dieser Seite des sechsunddreißigsten Stockwerks geteilt. Nireka ging hin und wusch sich das Gesicht im Schein einer einsamen Fettlampe. Dann stieg sie die schier endlose Treppe empor, die vom Sonnendeck tief unten bis hinauf zum ersten Stockwerk führte. Sie kam an Korridoren links und rechts mit Quartieren vorbei, die so identisch waren wie Waben in einem Bienenstock. Nichts regte sich. Alles schlief, als würde die Untergrundfestung den Atem anhalten, und ein gleichmäßiger hohler Widerhall erfüllte die Luft, der von feinsten Windströmungen aus den Schächten kommen musste.

Als Nireka sich warmgelaufen dem ersten Stockwerk näherte, kam ihr ein Duft entgegen. Sie war also nicht die Einzige, die schon auf war. Sie bog links in den offenen Korridor ab, der breiter war als alle unteren, und trat in den hohen Saal, in dem Licht glomm. Lange Tische waren hier aufgebaut, an denen rund zwanzig Männer und Frauen in Schürzen Teig mischten und zu verschiedenen Brotlaiben formten. Viele der Bäcker waren Mischlinge wie Nireka. Sie waren etwas größer als die Zwerge, hatten nicht das typische krause, helle Haar und die quadratischen Gesichter mit den großen Mündern und rundlichen Nasen.

Die Kunst des Brotbackens hatten die Menschen mitgebracht, die in Ydras Horn Zuflucht gefunden hatten. Luftige gesäuerte Weißbrote, leicht wie Wolken, und dunkle, mit Malz gesüßte Schrotziegel, süße Nusskringel und weiche Milchkuchen waren allesamt Erfindungen der Menschen, die nun ein fester Bestandteil von Ydras Horn geworden waren. Dreiback, das einzige Brot, das die Zwerge traditionell herstellten, war dünn, hart und – wie der Name schon sagte – dreifach gebacken, was es lange haltbar machte. Denn die Zwerge waren ursprünglich ein Volk von Seefahrern gewesen, und das merkte man ihrer Küche an, obwohl es heute kein Fischer mehr wagte, weiter als eine Feldlänge von der Küste wegzurudern.

„Na, wer kommt da reingetrapst?“, begrüßte Rignan sie, der in der Bäckerei arbeitete, seit Nireka denken konnte. Der große, schwere Mann mit der Halbglatze stemmte die Fäuste in die Hüften, wobei Mehl seine Schürze umwölkte. „Für Diebe ist es aber noch zu früh. Die erste Fuhre ist noch im Ofen.“ Rignan deutete auf die zwei Dutzend eisernen, in die Wand eingelassenen Öfen hinter ihm. Angenehme Wärme strahlte von ihnen ab, die gerade erst zu duften begann.

Nireka stützte die Hände auf den alten Holztisch. „Ich bin ein geduldiger Dieb und kann warten.“

„Dann mach dich nützlich, und hol mir zwei Säcke Weizenmehl aus dem Lager, das einfach gesiebte!“, befahl Rignan.

„Wird gemacht.“ Sie holte das Mehl. Es auch nur das kurze Stück vom Lager zu den Werktischen zu tragen brachte sie bereits ins Schwitzen. Rignan gab ihr noch weitere Aufgaben und ließ sie sogar ein paar Roggenschnecken formen.

„Sehen fast wie Roggenschnecken aus“, urteilte er mit einem einzigen schnellen Blick.

„Ich werde sie selbst essen“, versprach Nireka.

Die ersten Brote wurden aus den Öfen gezogen. Sie dufteten köstlich, und der einzige Grund, weshalb Nireka sich zusammenreißen konnte und nicht tatsächlich zur Diebin wurde, war der, dass sie sich gestern Abend beim Fest pappsatt gegessen hatte und eigentlich nicht sehr hungrig war. Sie half, die Brote in die Speisesäle im dritten Stockwerk zu tragen, wo sich Ydras Horn morgens zum Frühstücken versammelte oder die Leute sich ihre Brotration abholten. Helfer aus den Küchen waren schon dabei, Schafskäse, Räucherfisch und Asip, einen Aufstrich aus Schafsrahm, Kartoffelbrei und Knoblauch, auf die Tische zu stellen. Bald trafen auch die ersten Hungrigen ein, jedoch merklich weniger als sonst. Schließlich war es eine lange Nacht gewesen.

Nireka hielt Ausschau nach ihrem Vater und ihrer Schwester Patinka und deren Kindern, aber niemand kam außer ihrer kleinen Nichte, die ebenfalls Nireka hieß. Sie holte Brot für die Familie, die heute unter sich frühstücken wollte. Nireka aß daher mit Rignan und den Bäckern. Rignan tauschte eine seiner perfekt geformten Roggenschnecken gegen eine, die Nireka gemacht hatte.

„Schmeckt sogar fast wie eine Roggenschnecke!“, sagte er lobend.

Nireka grinste und verpasste dem Bäcker einen Knuff, der ihn nicht einmal ansatzweise ins Schwanken brachte.

Nach dem Frühstück versammelte sich eine kleine Gruppe vor dem Speisesaal. Es waren die Freiwilligen, die sich gemeldet hatten, um an die Oberfläche zu gehen. Nireka gesellte sich zu ihnen. Sie besprachen, wer wohin gehen würde: Die Felder und Obstwiesen mussten überprüft werden, auch die Lichtungen im Wald, auf denen sie jährlich neue Pappeln und Birken für Brennholz pflanzten, und die Schafweiden. Nireka erklärte sich bereit, nach den Bäumen zu sehen, die am weitesten von der Untergrundfestung entfernt lagen.

Sie holten sich Äxte und entzündeten Fackeln, dann machten sie sich auf den Weg. Nireka und ihre Gruppe folgten dem Tunnel, der zum Wald führte.

Eine halbe Ewigkeit folgten sie ihm geradeaus und nur leicht bergauf durch die Finsternis, in der ihr Atem und ihre Schritte weit hallten. Dann tauchten Ecken auf, die den geraden Weg unterbrachen, um Feuer abzuhalten, das von außen hineingeblasen werden mochte. Sie waren dem Ausgang nah.

Über schmale, steile und verschachtelte Treppen stiegen sie aufwärts. Die Luft veränderte sich, wurde frischer, bewegter. Laub raschelte unter ihren Füßen, und Wurzeln zeigten sich wie Adern in den Wänden. Schließlich schimmerte ein weißer Lichtfleck vor ihnen auf. Nirekas Herz schlug schneller. Sie löschten ihre Fackeln und lehnten sie gegen die Wand, dann stiegen sie die letzten knorrigen Holzstufen empor und hinaus aus einer ausgehöhlten Eiche.

In der zerfurchten Rinde war der Eingang kaum zu sehen. Der Baum war riesig und schon lange tot, sofern er überhaupt je gelebt hatte und nicht die Schöpfung eines Zauberers war. Kein Blatt hing an den Zweigen, doch es war schier unmöglich, einen abzureißen – das Holz war hart wie Metall.

Sie kletterten über die Wurzeln der Eiche, legten die Köpfe zurück und seufzten.

Luft.

Sonnenlicht.

Es war so ungewohnt hell, dass Nireka die Augen zusammenkneifen musste. Sie nahm tiefe Atemzüge. Der Frühlingswald war voller Düfte. Die milchige Schärfe von Trieben, von jungen, noch weichen Tannennadeln und von dicken Dotterblumen waberte über den warmen Aromen des Waldbodens. Vor kurzem musste Regen gefallen sein, denn auch totes Holz und welkes Laub verströmten ihre dunkle Süße.

Sie wanderten quer durch den Wald, den Markierungen in den Baumstämmen folgend, die ihnen den Weg zu den Lichtungen wiesen. Nireka genoss es, mit den Stiefeln im weichen Moos und in dem Teppich alter Tannennadeln zu versinken. Warm strichen die Sonnenstrahlen durch die Baumkronen und über ihr Gesicht. Die ersten Schmetterlinge flatterten über sumpfigen Blumenwiesen, und im Gezweig zwitscherten und sangen unzählige Vögel um die Wette. Nireka hatte das Gefühl, der Wald erfülle sie mit jedem Atemzug ein bisschen mehr, mache sie zu einem Teil dieser herrlichen, hellen, duftenden Welt. Fast wurde ihr ein wenig schwindelig, so viel Gutes wirkte auf sie ein.

Nach einiger Zeit erreichten sie einen Hain junger Pappeln, die mit silbrigen Blättern in der Brise winkten. Nireka atmete auf. Auch die anderen klopften sich erleichtert auf die Schultern und inspizierten die Bäume, die sie vor drei Jahren gepflanzt hatten. Keiner war beschädigt. Sie wanderten weiter, über einen Hügel und zu Hängen, die mit Birken bepflanzt waren. Kein Anzeichen von Feuer. Alles wuchs, wie es sollte.

Da sie in den letzten zwei Monden ihre Vorräte nicht hatten auffüllen können, fällten sie fünf Bäume, die das richtige Alter hatten. Während sie die Stämme zuschnitten und für den Rückweg schnürten, hielt immer einer Ausschau. Über den Pflanzungen war der Himmel offen. Sie wären sofort sichtbar, wenn der Lärm der Äxte und fallenden Bäume sie verriet.

Als Nireka eine Pause vom Holzhacken brauchte, behielt sie eine Weile mit klopfendem Herzen und verschwitzt den Himmel im Blick. Die zartesten Wolken wanderten über das Blau. Sonst regte sich nichts. Doch bei jeder Brise, die durch die Wipfel der Bäume strich, spannten sich ihre Muskeln an.

Plötzlich bewegte sich etwas Weißes im Unterholz. Nireka hob instinktiv die Axt, aber dann erscholl ein langgezogenes, vorwurfsvolles „Määäähhhh“.

Ein Schaf. Zerzaust und grimmig stand es zwischen den Wurzeln der Bäume und beäugte die Zwerge. Nireka senkte ihre Axt. Es war ein Schaf von Ydras Horn. So weit von den Weiden und Unterständen entfernt …

„Was machst du denn hier, Freundchen?“, murmelte Nireka. Sie schob die Axt in ihren Gürtel und ging auf das Schaf zu. Erst wich es verängstigt zurück, aber schließlich ließ es sich von Nireka kraulen.

„Bist du ganz allein hier?“, fragte Nireka und untersuchte das Schaf auf Verletzungen. Doch abgesehen von Zweigen, Laub und Erde in seinem Fell, schien es unversehrt. „Bist in den Wald geflohen, hm? Das hast du ganz richtig gemacht.“

Inzwischen waren die anderen auf sie aufmerksam geworden. Nireka wandte sich zu ihnen um. „Ich bringe es zurück zu den Weiden. Wahrscheinlich sind mehrere in den Wald geflüchtet, vielleicht finde ich auf dem Weg noch weitere.“

Die anderen warfen unsichere Blicke in den Himmel, nickten aber.

Nireka brach auf. Von der verzauberten Eiche aus, in die der Tunnel von Ydras Horn mündete, kannte sie den Weg zu den Schafweiden. Sie würde ein gutes Stück unter freiem Himmel über Wiesen laufen müssen. Aber sie versuchte sich damit zu beruhigen, dass auch der Wald, durch den sie zuerst musste, im Grunde keine Sicherheit bot.

Dennoch hatte sie ein mulmiges Gefühl dabei, als die Axthiebe der anderen hinter ihr immer leiser wurden. Was für einen Unterschied es machte, ob man allein war oder zusammen, auch wenn die Gefahr dieselbe war! Wenigstens hatte sie das Schaf an ihrer Seite.

Nachdem sie die verzauberte Eiche passiert hatten, änderte sich der Wald. Pinien mit schirmartigen, hohen Baumkronen standen hier in weitem Abstand zueinander, und die Landschaft war viel offener. Die Luft wurde salziger. Schließlich endete der Wald. Vor Nireka lagen sanfte Hügel mit Büschen und Heidekraut, das seine kleinen, violetten Blüten im Wind schüttelte. Die Sonne strahlte auf das Land herab, und einen Moment konnte Nireka sich nicht rühren, so sehr überwältigte sie die schiere Weite der Insel, die ihre Heimat war. Von einem Horizont zum anderen erstreckten sich die Hügel, und der Himmel war endlos.

Das Schaf wollte wieder in den Wald zurücklaufen. Nireka musste es festhalten und mit sich zerren.

„Ich weiß, du hast Angst“, murmelte sie. „Aber jetzt wird alles gut.“

Sie fragte sich, was das Schaf gesehen haben musste, dass es sich jetzt so vor dem offenen Land fürchtete. Bang erklomm sie den nächsten Hügel. Als sie auf eine Anhöhe gelangte, sah sie vor sich in der Ferne den graublauen Streifen Wasser, der hinter den schroffen Klippen die Grenze ihrer Welt markierte. Sie atmete tief durch. Der Wind wehte ihr nicht nur den Geruch des Meeres entgegen. Da war etwas Verbranntes.

Sie sah zur Seite, wo die Felder und Weiden von Ydras Horn lagen. Oder gelegen hatten.

Die Unterstände der Schafe waren vollständig verschwunden. Nur ein schwarzer Krater in der Erde markierte die Stelle. Die Zäune waren ebenfalls an mehreren Stellen verkohlt. Nireka sah, dass Zwerge aus Ydras Horn daran arbeiteten, sie wieder aufzubauen. Ein paar Schafe wurden aus den Hügeln zusammengetrieben und zurückgebracht. Aber wo war der Rest ihrer Herde?

Nireka schluckte schwer. Weiter hinten erstreckten sich verkohlte Flächen. Ihre Milchbohnen, ihre Leinsamen, ihre kostbaren Mehlwurzeln …

Das Schaf versuchte wieder auszubüchsen und holte Nireka aus ihrer Verzweiflung zurück. Die Belagerung war vorbei. Es war noch immer Frühling. Sie hatten genug Saatgut, um es noch einmal zu versuchen. Irgendwie würden sie es schaffen.

Nireka führte das Schaf den Hügel hinab zu den Weiden.


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Kapitel 3

Ein Räuspern ließ Nireka von dem Bericht aufblicken, den sie schrieb.

„Patinon. Nireka“, grüßte sie Kedina. Er trat durch den hohen, schmalen Eingang in die Kammer der Weisen. Von draußen umriss ihn der Schein der Sternlichter, die über dem Sonnendeck schwebten. „Wir haben Besuch.“

„Von wem?“, fragte Patinon, der am anderen Ende des langen Tisches gegenüber von Nireka saß, umgeben von Wetterberichten der letzten Jahre, aus denen er eine Übersicht erstellen wollte.

„Die Händlertruppe von Resa Schlangenfuß“, sagte Kedina. „Sie kommen bereits die Treppe herunter.“

Patinon nickte, schob Feder und Tinte beiseite und erhob sich. „Dann wollen wir sie willkommen heißen.“

Auch Nireka stand von ihrer Arbeit auf und holte den roten, mit Goldfaden durchwirkten Mantel aus dem Schrank, den Patinon bei offiziellen Anlässen trug, damit man ihn als Stimme von Ydras Horn erkannte. Sie half ihm in das lange, prächtige Gewand, das Patinon mit derselben Ergebenheit und Gelassenheit trug wie all seine Verantwortung. Er drückte Nirekas Arm zum Dank, und Nireka merkte, wie kühl seine Hand war. Früher war Patinon wie ein Ofen gewesen – nichts hatte Nireka so viel Geborgenheit schenken können wie seine Umarmung, wenn sie ganz in seiner Wärme versinken durfte.

Er ist alt. Der Gedanke schoss ihr durch den Kopf, und obwohl das der normale Lauf der Dinge war, schmerzte die Erkenntnis sie wie eine schreckliche Ungerechtigkeit.

Ihr Blick begegnete Kedinas, der beim Eingang wartete. Er lächelte unbestimmt und sah weg. Seit er und Kani verkündet hatten, dass sie Eltern werden würden, hatte Nireka das Gefühl, dass er ihr aus dem Weg ging. Vielleicht bildete sie es sich aber auch nur ein.

„Woran arbeitest du?“, fragte er und nickte in die Richtung ihrer Papiere.

„Ich verfasse einen Bericht über …“ Sie errötete. „Über Geisterschatten bei jungen Frauen und die Frage, ob eine Schwangerschaft den Fluch vertreiben kann.“

„Hm“, machte er, als dächte er sich nichts dabei. „Bist du schon zu einem Ergebnis gekommen?“

„Es scheint einen Zusammenhang zu geben. Aber oft bewirkt die erste Schwangerschaft – oder die zweite – erst eine Besessenheit. Wir haben immer noch zu wenige Informationen, um sicher zu sein, ob es einen Zusammenhang gibt, fürchte ich. Und bei den von Geisterschatten befallenen Männern gibt es gar keine Angaben, ob sie kurz vorher oder währenddessen ein Kind gezeugt haben.“

„Aber wenn wir alles dokumentieren, haben die Generationen nach uns hoffentlich genug Informationen“, sagte er auf seine ruhige Art.

Sie nickte nur und antwortete nicht, denn sie hatte einen Kloß im Hals. Sie hatte immer gemocht, dass er auf unaufgeregte Weise zuversichtlich war und sich das in Kleinigkeiten wie solchen Bemerkungen zeigte. Ihr wurde bewusst, wie oft sie schon zu dritt in der Kammer der Weisen gewesen waren – ihr Vater, Kedina und sie -, und wie wohl sie sich immer in diesem Dreiergespann gefühlt hatte. Aber nichts blieb, wie es war. Sie hatte nur gehofft, dass es noch ein wenig länger so sein würde.

Als sie auf das Sonnendeck hinaustraten, sahen sie bereits die Händlertruppe, die inmitten einer neugierigen Menge die große Treppe herabkam. Es waren hauptsächlich Männer, aber auch ein paar Frauen in Segelkluft, mit ledernen Beinkleidern und Kapuzenumhängen für jedes Wetter. Sie trugen schwere Säcke, Kisten und Truhen. Als sie am Fuße der rund angeordneten Sitzstufen anlangten, legten sie ihr Gepäck ab und breiteten ihre Waren aus.

Eine von ihnen stellte sich mit erhobenen Händen zwischen die übrigen Händler und die Menge. „Liebe Leute von Ydras Horn! Bitte lasst uns ein wenig Platz, damit wir unsere Schätze präsentieren können. Habt keine Sorge, jeder wird alles zu sehen bekommen! Einen Schritt zurück, wenn ich bitten darf. Wir haben seit einem Mond nicht mehr gebadet. Mehr Nähe wäre unsittlich.“

Schon allein an der rauen, lauten Stimme hätte Nireka die Anführerin der Händlertruppe überall erkannt. Resa Schlangenfuß war eine große, breitschulterige Frau mit struppigem, blondem Haar, aus dem nur eine einzelne lange, zu einem Zopf geflochtene Strähne hinter ihrem linken Ohr herabhing. Das Bemerkenswerteste an ihrer Erscheinung war jedoch der lebendige Hut auf ihrem Kopf.

Zumindest wirkte der Hut lebendig. Je nach Wetterlage konnte er eine breite Krempe ausrollen oder sich eng und warm um ihre Ohren schmiegen. Nireka hatte schon gesehen, wie er sich im Handumdrehen zu einem Kissen zusammenfaltete, um Resa Schlangenfuß eine Kopfstütze beim Schlafen zu sein, und wie er sich zu einem metallharten Schild aufspannte, um einen Schneeball abzufangen, der sie ansonsten ins Gesicht getroffen hätte. Im Augenblick war der Hut weit zurückgeschoben und wirkte beinah wie ein normales Kleidungsstück, hätte seine Spitze sich nicht unermüdlich in alle Richtungen geneigt wie die Schnauze eines Tieres, das Witterung aufnimmt. Resa Schlangenfuß trug den verzauberten Hut so selbstverständlich, als wäre er ein Teil ihres Körpers, der sich nun einmal bewegte.

Sie und ihre Truppe waren Ruinengänger – aus allen Himmelsrichtungen vom Wind zusammengetragene Leute, die furchtlos durch das Land streiften und nicht nur Güter zwischen den Untergrundfestungen und versteckten Walddörfern transportierten, sondern auch die Ruinen der alten Welt nach Schätzen absuchten – der Gefahr zum Trotz, sich oft fern jeglicher Schutzstätte an der Oberfläche aufzuhalten.

Nireka folgte ihrem Vater, als er auf die Händler zutrat.

„Sollen wir euch zuerst ein Bad vorbereiten?“, fragte Patinon.

Ein Lächeln breitete sich auf dem schlauen, zerfurchten Gesicht von Resa Schlangenfuß aus. „Ehrenwerte Stimme. Seid gegrüßt.“

„Willkommen zurück in Ydras Horn, Freunde. Lasst eure Sachen liegen. Zuerst wollen wir uns um euer Wohlergehen kümmern. Habt ihr noch nichts gegessen?“

„Auf dem Weg nach unten haben uns eure fabelhaften Bäcker schon Nussbrot in die Hände gedrückt.“ Resa Schlangenfuß öffnete eine Schicht ihres Umhangs und zeigte einen halben Nusskringel, der aus einer Tasche ragte.

Patinon schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, wer gerade oben in der Bäckerei ist, aber ich muss mich für ihre Manieren entschuldigen. Ihr hättet im Speisesaal festgehalten werden müssen, bis ihr satt seid.“

„Das Geschäft geht vor, mein Guter.“ Resa Schlangenfuß stieß eine Kiste mit ihrem Fuß auf. Eisenwaren kamen zum Vorschein. „Wenn alle fertig getauscht haben, nehme ich gern ein Bad und esse, bis ihr nichts mehr auftischt.“

„So machen wir es“, sagte Patinon und schmunzelte über die Direktheit der Ruinengängerin.

Immer mehr Bewohner von Ydras Horn kamen die große Treppe herab, um sich die Waren der Händler anzusehen. Es war stets ein Spektakel, wenn Güter von fern her eintrafen. Rignan war für den Tausch größerer Mengen von Nahrungsmitteln zuständig, aber ebenso, wie das Essen in Ydras Horn geteilt wurde, teilte man auch die Gold- und Kupfermünzen auf, die in guten Jahren durch den Verkauf von Dörrfisch und Wolle eingenommen wurden, sodass fast jede Familie ein paar Münzen besaß. Diese wurden jetzt für kleine Freuden ausgegeben: Färbemittel für Stoffe aus anderen Untergrundfestungen und Dörfern, deren Bewohner Seide herzustellen wussten, aber auch geheimnisvolle Pilze, Kräuter, Gewürze und getrocknete Früchte aus dem reich besiedelten Land um den Zauberberg Tahar’Marid, süßer als alles, was bei ihnen wuchs, Schmuck, kunstvoll geschmiedete Klingen und Werkzeuge aus Metall und natürlich die Schätze aus den Ruinen.

Einige Händler kamen zu Patinon, um ihm halb zerfallene Bücher und vergilbte Schriftrollen anzubieten. Ein Anteil aller Einkünfte von Ydras Horn ging an die Kammer der Weisen, um Texte aus der alten Welt zu erstehen. Patinon prüfte alles, was ihm angeboten wurde, und Nireka und Kedina halfen ihm. Aber sie kauften selten etwas. Die meisten Schriften waren heute bedeutungslos: Briefe, Kriegsberichte, Abschriften von Märchen und Heldensagen, die es bereits in der Kammer der Weisen gab.

Nireka blätterte lange in einem Buch über Kochkünste an einem Königshof der Menschen, obwohl sie wusste, dass sie dafür kein Geld ausgeben durften.

„Ein Zauberbuch“, sagte der Händler und zwinkerte. Sein glattes, mit Holzperlen verziertes Haar war so schwarz, dass es beinah bläulich glänzte. Seine mandelförmigen Augen und seine leicht spitz zulaufenden Ohren verrieten, dass er dem Geschlecht der Weißen Elfen entstammte, die noch seltener jenseits ihres Reiches anzutreffen waren als Graue Elfen. Mit seiner hellen Haut und den klaren Zügen war er geradezu mädchenhaft schön, doch etwas an seinem Ausdruck verlieh ihm etwas Derbes. Vielleicht die Nase, die aussah, als wäre sie schon mehrfach gebrochen worden, oder die Narbe, die sich durch seine linke Augenbraue und bis über den Wangenknochen zog.

Er fuhr mit den Fingern über das Buch, wobei er Nirekas Hand streifte. „Ich habe es in einem zerfallenen Schloss gefunden. Es enthält Sprüche, um sich und seine Lieben vor Gefahren zu schützen.“

„Oder zu ernähren“, sagte Nireka und klappte das Buch mit einem höflichen Lächeln zu. Sie vermutete, dass er nicht lesen konnte und wegen der Zutatenlisten davon ausgegangen war, dass es sich um Zaubersprüche und Trankmischungen handelte. Sie reichte ihm das Buch zurück. „Es enthält Rezepte der damaligen Küche. Vielleicht kauft es jemand im Reich der Menschen.“

„Fließt in dir nicht auch Menschenblut?“ Wieder berührte er ihre Hand. Diesmal war sie sicher, dass es kein Versehen war. Wie unverfroren!

Sie zog die Hand weg. „Ja, aber ich habe kein Interesse daran, zu kochen.“

Der Elf runzelte spöttisch die Stirn und holte etwas anderes unter seinem Wams hervor, was er geheimniskrämerisch in der geschlossenen Faust verbarg. Dann schwenkte er die Faust in alle Richtungen und sagte laut: „Wer braucht schon Anleitungen zur Zauberei, die heute nicht mehr funktionieren, wenn man auch echtes, funktionierendes Zauberwerk aus der versunkenen Zeit haben kann?“

Als genug Blicke an seiner Faust hingen, warf er den Inhalt in die Höhe, fing ihn wieder, ehe jemand mehr als ein Blitzen hätte erkennen können, und ließ dann eine Kette zwischen den Fingern herabgleiten. Daran hing ein Medaillon. „In diesem Medaillon, das ein liebeskranker Zauberer erschaffen haben muss, schlagen zwei filigrane Herzen aus Gold seit Jahrhunderten. Und noch in Abertausend Jahren, wenn unsere Knochen längst zu Staub zerfallen sind wie die des Zauberers und seiner Angebeteten, werden die Herzen im Medaillon schlagen. Sie schlagen für alle Zeiten, denn in ihnen ist ein Funke Ewigkeit gefangen. Doch jetzt ist unsere Zeit. Wer will seiner Liebe dieses Denkmal setzen und so an der Ewigkeit teilhaben? Wer bietet drei Goldstücke?“

Nireka bemerkte, dass Kedina das Medaillon aufmerksam musterte. Als er ihren Blick auffing, vertiefte er sich wieder in die vergilbten Briefe, die ihm angeboten worden waren. Nireka stellte sich unwillkürlich vor, wie er Kani das Medaillon schenkte. Solch eine Geste schien überhaupt nicht zu ihm zu passen, aber Nireka sah lebhaft vor sich, wie Kani sich freuen würde. Das musste auch Kedina durch den Kopf gegangen sein.

Nireka wusste, dass sie kein Recht hatte, verletzt zu sein, und dass es sogar lächerlich war, so zu empfinden, aber für einen Augenblick gab sie sich ihrer Bitterkeit hin.

Die Leute begannen für das Medaillon zu bieten. Zauberwerk der alten Welt war immer begehrt. Es gab Singvögel, die man hören konnte, aber von denen nicht mehr als ein Schatten an der bemalten Rückwand des Käfigs zu sehen war. Jemand bot ein Windlicht feil, das heller oder schwächer leuchtete, je nachdem, wie müde derjenige war, der es hielt. Winzige Puppen aus polierten Knochen, von denen fast alle Farbe abgeblättert war, drehten sich im Kreis wie Tänzerinnen und richteten sich, wenn sie hinfielen, wieder auf. Es war wundersames Spielzeug, in denen die Zauberer von einst ein Körnchen Ewigkeit gefangen hatten. Die Kinder quietschten vor Freude über die herrlichen Zaubersachen. Doch es schien niemanden zu geben, der sich an ihnen mehr erfreute als der Ruinengänger vom Volk der Weißen Elfen.

Wenn er etwas vorführte, begannen seine Augen zu funkeln, als verwandelte er sich selbst in ein Kind zurück. Er schüttelte den Kopf, um den Ring an seinem Ohr zum Hüpfen zu bringen. Der Diamant, der daran befestigt war, fiel mit einem tropfenden Geräusch ab und zersprang in einen winzigen Lichtblitz. Doch einen Moment später bildete sich ein neuer Tropfen am Ring und wuchs zu einem Diamanten heran.

„Er hat jedes Mal eine andere Farbe, seht ihr?“, sagte der Ruinengänger zu den Umstehenden. „Wenn er blau ist, heißt das, dass dem Träger ein schlechter Traum bevorsteht, und wenn er rosa ist, dann heißt das, dass man etwas Romantisches träumen wird.“

Nireka beobachtete ihn. Ihr war, als hätte sie ihn schon mehrmals in der Truppe um Resa Schlangenfuß gesehen, aber er war ihr nie aufgefallen. Jetzt konnte sie sich allerdings nicht vorstellen, wie das möglich gewesen war. Er alberte mit den Kindern herum und sah den Frauen so schamlos in die Augen wie ihr vorhin. Die Männer forderte er mit Sticheleien dazu auf, Geschenke für ihre Liebsten zu kaufen, und irgendwie schaffte er es, alle zum Lachen zu bringen. Wie ein Schäfer trieb er die Angebote für den Ohrring in die Höhe. Als er schließlich einen Käufer gefunden hatte und der Tausch vollzogen war, holte er sogleich eine Perle aus seinem Wams und hängte sie sich ans Ohr. Diese schien aber nicht verzaubert zu sein.

Er fing Nirekas Blick auf und grinste, als hätte er erwartet, dass sie ihn beobachtete. Er kam näher und sagte: „Ich habe etwas, was besonders Schriftliebhabern gefallen wird. Schau.“

Obwohl er leise gesprochen hatte, traten nicht nur Patinon, Nireka und Kedina näher. Auch eine Gruppe von Neugierigen kam hinter ihm her. Er zog ein Stück Holzrinde aus seinem Stiefel. Vorsichtig drehte er die Rinde um und hielt sie vor Nireka. Die anderen beugten sich ebenfalls vor. Auf der glatten, hellen Innenseite der Rinde stand in geschwungener Schrift:

Lass dich vom Wind tragen

über den Rand der Welt,

und wo Horizont und Himmel eins sind,

erfinde mit mir die Zauberei neu.

Aylen

„Wie konnte jemand so sauber mit Tinte auf ein Stück Rinde schreiben?“, wunderte sich Kedina.

Auch Nireka hatte sich das sofort gefragt. Die Schrift war saubererer und eleganter, als es auf dem Untergrund eigentlich möglich sein sollte.

Der Ruinengänger warf ihm einen funkelnden Blick zu. „Nun, die Botschaft wurde nicht auf die Rinde geschrieben.“

Patinon streckte einen Finger aus und fuhr über die Schrift. „Man kann sie ganz leicht fühlen. Es ist keine Illusion.“

„Nein. Jetzt ist die Botschaft auf der Rinde. Aber sie wurde nicht darauf geschrieben“, wiederholte der Weiße Elf, vergnügt über das Rätsel, dessen Lösung nur er kannte.

„Es ist eine Einladung, oder?“, meinte Nireka. „Von einem Zauberer, der Lehrlinge anwerben wollte? ‚Über den Rand der Welt‘ … Vielleicht meint er das Meer. Dann würde es Sinn ergeben, dass der Wind einen trägt. Der Wind in den Segeln.“

„Darauf bin ich nicht gekommen“, gab der Ruinengänger zu und sah auf. Für einen Moment hatte sie das Gefühl, dass ihre Blicke sich wirklich auf eine innige Weise trafen – dass sie sich erkannten. Aber dann gewann er sein leichtes Lächeln zurück, und seine Augen glänzten wieder wie Spiegel. „Es wundert mich nicht, dass eine Zwergin darauf kommt, eine aus dem Seefahrervolk! Ich glaube, du könntest recht haben.“

„Wo hast du die Botschaft gefunden?“, fragte Kedina.

„An der gekalkten Wand eines verfallenen Bauernhauses im Reich der Menschen“, sagte der Ruinengänger.

„Also ist es eine Abschrift?“, fragte Patinon. „Hast du einen Beweis, dass die Einladung wirklich ein Fundstück aus der Vergangenheit ist und nicht nur ausgedacht?“

Der Mann grinste. „Wer glaubt, ich hätte mir das ausgedacht, überschätzt mich.“ Er sah sich um, dann ging er zu einer Fackel am Rand des Sonnendecks und hielt die Rinde an die Flamme. Sofort begann das Feuer daran zu fressen. Mit dem glühenden Stück kam er zurück und drehte es, sodass die Glut nicht starb, sondern kleine gelbe Flammenzungen bekam. Verblüfft sahen alle zu, wie er die Rinde mit der Botschaft verbrennen ließ. Schließlich war nur noch ein winziger Fitzel übrig. Er musste ihn fallen lassen. Das Feuer fraß den letzten Rest und erlosch rauchend auf dem Boden.

Entsetztes Schweigen trat ein, doch der Ruinengänger hob eine Hand. Und da sah Nireka auf dem hellen, rauen Handrücken des Mannes die vier Zeilen mit dem Namen darunter – so fein säuberlich notiert wie auf einem Blatt Papier.

Alle drängten sich um seine Hand, um die Schrift zu bestaunen.

„Papier brennt. Mauern brechen zusammen. Menschen sterben. Aber die Botschaft bleibt. Sie sucht sich einfach einen neuen Untergrund und immer den reinsten, hellsten.“

Kaum hatte er das gesagt, nahm er Nirekas Hand, schob ihren Ärmel zurück und entblößte ihr Gelenk. Die vier Zeilen flogen mit wackelnden Buchstaben über seine Finger und auf Nirekas Haut.

Nireka schnappte nach Luft, als sie das Kribbeln der Buchstaben wie kleine Insekten spürte. Die Botschaft war jetzt auf ihr. Sie rieb mit dem Daumen darüber, doch die Tinte schien sich nicht verwischen zu lassen.

„Wenn du die Schrift loswerden willst, musst du ihr einen besseren Untergrund als deine Haut anbieten“, sagte er. „Was schwer werden dürfte …“ Er schob Nirekas Ärmel weiter hoch. Der Schriftzug wanderte über ihr Gelenk und auf die Innenseite ihres Arms, der noch blasser war. Als sie sich losmachte und den Ärmel wieder herunterzog, kehrten die Zeilen wie eine Bande von Ameisen zurück auf Nirekas Handrücken.

Sie bestaunte die Botschaft immer noch. „Wie viel willst du dafür?“, hörte sie sich fragen.

Der Elf verschränkte die Arme. „Du bist darauf gekommen, dass die Einladung ins Meer hinausführt. Wochenlang habe ich mir darüber den Kopf zerbrochen. Sie gehört dir! Mir reicht es, zu wissen, wohin dieser Zauberer mögliche Lehrlinge locken wollte.“

Nireka öffnete den Mund, aber sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Aus irgendeinem Grund war es schwer, das Geschenk anzunehmen. Sie überwand sich. „Danke … wie lautet dein Name?“

„Riwananetreva“, sagte er. „Riwanan für Zwerge. Für Menschen Riwan.“

Sie schmunzelte. „Danke, Riwan.“

Obwohl ihre Vorräte knapp waren und die Ernten in diesem Jahr ungewiss, gab es zu Ehren der Gäste ein festliches Mahl in den Speisesälen von Ydras Horn. Statt des üblichen Abendessens aus Getreidebrei oder Bohneneintopf wurden heute luftige Brote aus dreifach gesiebtem Mehl, Frühlingskartoffeln mit Schafskäse und gebratene Lämmer aufgetragen – geschlagene zwei Stunden später als üblich, sodass den Bewohnern der Untergrundfestung die Mägen knurrten, als die Händler endlich aus den Badesälen traten, rosig vom heißen Wasser und duftend nach den Blütenölen, mit denen sie sich hatten salben dürfen.

Für Ydras Horn war es überlebensnotwendig, dass Händler vorbeikamen, darum wurde alles für deren Wohlergehen getan. Die Händler brachten ihnen nicht nur all die Rohstoffe und Dinge mit, die hier nicht zu finden waren, sondern auch Geschichten aus der Welt. So saßen die Zwerge während des Mahls dicht gedrängt um die Ehrentische in der Mitte des Saals, um zu hören, was Resa Schlangenfuß und ihre Truppe zu erzählen hatten.

„Ihr seid nicht die Einzigen, die von dem Drachen belagert wurden“, erklärte die Ruinengängerin, als sie satt auf ihrem Stuhl saß, einen Daumen in ihren Gürtel eingehakt. „In Taurags Horn, zwei Inseln westlich von hier, wurden Felder verbrannt wie bei euch. Und es waren gerade ein paar Unglückselige an der Oberfläche. Knapp zwanzig Männer und Frauen wurden gefressen.“

„Er frisst wahllos“, murmelte Patinon, der die Recherchen zu dem Drachen angestellt hatte. „Nicht nur die Besessenen.“

„So scheint es. Ein Glück, dass wir ihm nicht über den Weg gelaufen sind“, sagte Resa. „Allerdings scheint es bei ihm auch eine Frage zu sein, wie sehr man ihm entgegenkommt. Im Inland, an der Grenze zum Menschenreich, binden sie die Besessenen an kahl geschlagene Bäume. Ich habe die verkohlten Baumstümpfe gesehen. Die Häuser und Felder dahinter blieben verschont.“

Die Vorstellung war für Nireka ungeheuerlich, auch wenn es nicht das erste Mal war, dass sie davon hörte. Wie konnten Leute einander so behandeln – Nachbarn, Freunde, Familienangehörige an einen Pfahl binden und der Bestie preisgeben? Für Zwerge war es selbstverständlich, dass man zusammenhielt, dass die Starken die Schwachen verteidigten. Aber die Menschen pflegten einen anderen Umgang mit den Schwächsten in ihren Reihen.

„Das ist ja keinen Deut besser als in Tahar’Marid“, sagte jemand aus der Menge.

„Tahar’Marid ist meines Erachtens ein sehr viel besserer Ort als die Menschendörfer entlang der Berge“, sagte Riwan, ohne den abgenagten Hühnerknochen aus dem Mund zu nehmen, der ihm offenbar als Zahnstocher diente. Etwas an der Art, wie raumeinnehmend er auf seinem Stuhl hing, störte Nireka. Als wollte er sich so sichtbar machen wie möglich. „Die Leute dort wissen, dass ihre Felder und Häuser nicht verbrannt werden. Darum ist das Land um Tahar’Marid das reichste und schönste der Welt. Leute aus allen drei Völkern leben dort in Sicherheit.“

„Solange sie nicht von Geisterschatten befallen werden“, erinnerte Nireka.

Der Weiße Elf zuckte die Schultern. „Davor ist niemand von uns sicher.“

„Hier schon“, sagte Kedina und legte einen Arm um Kani, die neben ihm saß.

Riwan musterte ihn mit einem Lächeln, doch in seinen schrägen Augen tat sich ein Abgrund der Traurigkeit auf. „Hier zahlt ihr den Preis gemeinsam und nicht einzeln. Aber ihr zahlt ihn.“

Stille entstand. Auch die Händler lebten nach einem Kodex, der für die Zwerge der Untergrundfestungen inakzeptabel wäre: Wenn ein Ruinengänger von Geisterschatten befallen wurde, musste er die Truppe verlassen. Und keiner stand ihm in seinen letzten Stunden bei.

Nireka betrachtete die zerfurchten Gesichter der Ruinengänger und erkannte darin eine Härte, die ihr sonst nicht auffiel, wenn sie ihre entzückenden Zauberartefakte vorstellten.

„Nun, nach jedem Gewitter kommt wieder die Sonne zum Vorschein“, sagte Patinon versöhnlich. „Und wir hier unten sehen vom Gewitter ebenso wie von der Sonne weniger als ihr Abenteurer. Jeder lebt sein Leben.“

„Auf das Leben, das man sich ausgesucht hat!“, sagte Resa Schlangenfuß und hob ihren Kelch.

„Und auf die Augenblicke, in denen wir es miteinander teilen können“, sagte Nireka. Als sie trank, bemerkte sie, wie Riwan sie über den Rand seines Bechers ansah.

Bald zogen sie vom Speisesaal wieder hinab zum Sonnendeck, wo die Quartiere für die Gäste lagen. Schon auf der Treppe begann man zu musizieren und sogar zu tanzen. Nireka ging neben ihrem Vater und beobachtete, wie die zauberische Botschaft auf ihrem Handrücken mit dem Lichtschein mitwanderte, der darüber hinwegglitt. Sie würde von jetzt an aufpassen müssen, wenn sie etwas Helles anfasste, denn sie wollte die Botschaft nicht verlieren. Am besten wäre es wohl, sie gleich morgen auf ein Blatt Papier laufen zu lassen und es in der Kammer der Weisen aufzuheben.

Die Ersten erreichten das Sonnendeck und begannen einen großen Kreis aus Tänzern zu formen. Das Stampfen ihrer Füße und Klatschen ihrer Hände erfüllte die Festung mit einem Rhythmus, der Nireka so vertraut war wie ihr Herzschlag. Sie blieb mit Patinon auf dem letzten Treppenabsatz stehen und sah zu, wie der Kreis sich zu einer Spirale verdichtete, und als der Platz voller Leute war, lösten sie sich voneinander und begannen in Paaren umeinanderzuwirbeln.

Eine Hand legte sich um Nirekas Taille, eine um ihren Arm und schoben sie abwärts. Erschrocken fuhr sie herum.

Riwan.

Er sah sie nicht an, sein Gesicht dicht an ihrem, während sie die Stufen hinabstolperte. „Tanz mit mir“, sagte er.

„Äh, lieber nicht.“ Schon waren sie unten, und er zog sie an sich. Seine Hand, groß und schwielig, umschloss ihre. Unter seinem Wams aus genieteten Lederstreifen roch er nach Badeessenzen. „Ich …“ Nireka stieß ein nervöses Lachen aus und hasste sich selbst dafür. Wieso konnte sie nicht einfach nein sagen?

Er drehte sie im Kreis, aber nicht so wild, wie das Lied es eigentlich vorgab. Wie er sie anfasste, wie er sie ansah, war so vertraut, als hätten sie schon unzählige Male getanzt … Er hatte sicher schon unzählige Male so getanzt. Mit einer anderen auf jeder Insel und in jedem Dorf.

Nireka schaute zu ihrem Vater empor und glaubte auch noch andere Blicke auf sich zu spüren. Sie machte sich von Riwan los und trat zurück. „Ich habe nein gesagt!“

„Verzeihung“, erwiderte er. Mit einem Mal fiel ihr seine Jugend auf. Seine Narbe und sein selbstbewusstes Verhalten hatten sie davon abgelenkt, dass er jünger als sie sein musste.

Sie ging zurück, zwei Stufen auf einmal nehmend, sodass sie außer Atem war, als sie wieder neben Patinon trat.

„Das war ein kurzes Vergnügen“, bemerkte ihr Vater.

Sie wollte im Erdboden versinken. Aber warum eigentlich? Sie sah auf die Menge hinunter. Niemand beachtete sie. Sogar Riwan ließ sich von mehreren Zwergen in einen Gruppentanz einweisen und schien alles andere vergessen zu haben.

Schließlich seufzte Patinon. „Ich gehe schlafen.“ Er drehte sich um, und ehe Nireka etwas antworten konnte, zeigte er mit dem Finger auf sie und fügte hinzu: „Und wehe, du gehst auch schon.“

Verdutzt blickte sie ihm nach. Sie hätte schneller sagen sollen, dass sie ins Bett wollte. Mit glühenden Ohren wandte sie sich wieder dem Sonnendeck zu.

Niemand beachtete sie.

Es war ganz egal, ob sie …

Frustriert von sich selbst, stöhnte sie auf. Dann lief sie die Stufen wieder hinunter. Sie bahnte sich einen Weg durch die Umstehenden und die Tanzenden und zupfte Riwan unbeholfen am Ärmel. Die anderen in seiner Gruppe hielten inne. Sechs Augenpaare richteten sich auf sie.

Nireka schluckte. „Willst du …?“ Sie brachte nicht mehr hervor.

Riwan strich sich die Haarsträhnen aus der Stirn. „Ja, gern.“ Sein Grinsen ließ sie sofort bereuen, was sie getan hatte. Steif drehte sie sich um und ging. Sie fühlte seine Hand in ihrem Kreuz und spannte sich an.

Hinter ihr klatschte jemand.

Sie gingen an den Balkonen entlang, die das Sonnendeck säumten, und schwiegen. Obwohl Nirekas Gedanken rasten, fiel ihr nichts Besseres ein, als zu fragen: „Du bist schon lange Ruinengänger?“

„Seit ein paar Jahren.“

„Wie kamst du dazu?“

„Die Wahrheit? Ich sag sie dir, wenn du versprichst, mich nicht auszulachen.“

„Das kann ich nicht versprechen“, erwiderte sie. „Wenn ich lachen muss, muss ich lachen.“

Er zog die Augenbrauen hoch. „Du bist ehrlich. Eigentlich ein Armutszeugnis für die Welt, dass mich das überrascht.“

„Also?“

Er atmete durch und biss sich auf die Lippe. „Na schön. Seit ich klein war, hatte ich dieses Gefühl – diese tiefe Überzeugung, dass ich die Zauberei wieder in die Welt bringen würde. Wenn es sie früher gegeben hat, muss es doch möglich sein, sie wiederzuentdecken. In den Ruinen liegen überall Zauberdinge herum, die unzerstörbar sind. Sie enthalten das Geheimnis. Den Schlüssel zur Zauberei. Ich will dieses Geheimnis lüften.“

Sie schüttelte den Kopf, weil sie ihm nicht glaubte. Es war nur eine Geschichte, mit der er sich interessant machen wollte. Wahrscheinlich hatte er seine Leute an einen Drachen verloren, war ziellos allein durch die Welt gestreunt und von Resa Schlangenfuß aufgelesen worden.

„Bist du ein Flüchtling, der hier aufgenommen wurde?“, fragte er, als unterstellte er ihr umgekehrt ein ähnliches Schicksal.

„Mein Vater. Meine Mutter war von hier, eine Zwergin.“

„Das ist also das Geheimnis deiner Schönheit. Töchter von Menschen und Zwergen haben mir immer gefallen.“

Sie unterdrückte eine Grimasse. Aber er sah es doch.

„Denkst du, du wärst nicht schön? Oder magst du es einfach nicht, wenn man dir Aufmerksamkeit schenkt?“

„Deine Komplimente sind so abgenutzt wie deine Schuhsohlen.“ Sie hatte es nicht böse gemeint und wollte sich entschuldigen, hielt dann aber inne. Vielleicht meinte sie es ja doch böse. Sein beleidigter Ausdruck brachte sie jedenfalls zum Schmunzeln.

„Ach, ja? Dann lass mal hören, ob deine Komplimente besser sind“, forderte er.

„Ich …“ Sie atmete tief durch und ließ sich auf das Spiel ein. „Na gut. Du stellst dich in den Mittelpunkt, als müsstest du dir selbst beweisen, dass du etwas wert bist. Deine Sprüche sind platt, und wer sich auf dich einlässt …“

„Ich warte auf Komplimente, aber das will ich noch hören – wer sich auf mich einlässt, der ist … dumm?“

Sie schüttelte den Kopf. „Dringend auf der Suche nach einer schönen Lüge.“

„Schöne Lüge“, wiederholte er skeptisch. „Das ist das schlechteste Kompliment, das ich je gehört habe. Ich nehme es an, aber wirklich – das musst du noch üben, meine Liebe.“ Er beugte sich vor und küsste ihre Schläfe, ehe er weiterspazierte. „Du hast dein ganzes Leben hier verbracht? Nie Fernweh gehabt?“

Sie holte auf und hoffte, dass er ihr nicht anmerkte, wie der Kuss sich auf sie auswirkte. Warum hatte er sich nicht mehr getraut? „Hier sind alle, die ich liebe. Ich wollte nie weg“, sagte sie und fand sich lahm.

„Wo ist dein Lieblingsort?“

„In Ydras Horn?“

Er nickte. Natürlich, was sollte er schon sonst meinen, wenn sie nie woanders gewesen war? Unglaublich, wie langsam ihr Verstand gerade arbeitete. Eine gefühlte Ewigkeit schien zu vergehen, während sie nachdachte. Nicht darüber, welcher ihr Lieblingsort war, sondern … ob sie ihn dorthin bringen sollte.

Sie war schon so weit gegangen, da konnte sie es auch wagen. „Komm mit“, flüsterte sie.

Sie führte ihn die große Treppe drei Stockwerke hinauf und an den Quartieren vorbei, die wie überall Familien bis zu neun Personen beherbergten. Am Ende der langen Reihe von Türen und mit Steinschnörkeln vergitterten Fenstern lag ein Waschsaal. Doch dieser wurde nie benutzt. Die Bewohner gingen immer zu dem am anderen Ende des Stockwerks. Niemand außer Kindern, die Verstecken spielten, kam je hierher. Oder Erwachsene, die dieselben Absichten hatten wie Nireka.

Eine hohe Halle mit gewölbter Decke bildete den Mittelteil, in dem zwei Becken in den Boden eingelassen waren. Ein Dutzend kleinere Waschräume mit Latrinen zweigten davon ab.

„Soll ich eine Fackel hohlen?“, fragte Riwan.

„Nein, nicht nötig. Gleich kannst du wieder etwas sehen.“ Nireka ging ihm in der Dunkelheit voran. „In allen Waschsälen außer diesem fließt warmes Wasser aus den Quellen. Hier muss der Zauber nicht richtig ausgeführt oder im Lauf der Zeit gebrochen worden sein. Darum benutzt niemand die Räume.“

Sie sah einen Schimmer Helligkeit und steuerte darauf zu. In einem runden kleinen Raum, in dem ein Kupferspiegel hing, ging ein Riss von oben bis unten durch die Felswand. Geröll war dazwischen herausgebröckelt, und durch den Spalt drang nicht nur das Licht vom Sonnendeck herein und schimmerte auf dem Kupferspiegel, sondern auch die Geräusche von unten, verzerrt zu einem sanften Summen.

„Es sieht ein bisschen aus wie Sonnenlicht“, flüsterte Nireka und ließ ihre Hand durch den Lichthauch gleiten, der über dem Kupferspiegel waberte. Sie setzte sich mit dem Rücken zur Wand.

Riwan ließ sich neben ihr nieder und lauschte. „Ich mag, wie das klingt. Als wäre man näher dran und zugleich weiter weg.“

Sie nickte. Die Musik hatte hier drinnen etwas Langsames, Geisterhaftes. Das war ihr lieber als die schnellen Rhythmen auf der Tanzfläche. Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander und hörten nur zu. Oder jedenfalls tat Nireka so, als lauschte sie. Dabei hörte sie eigentlich nur ihr Herz, das ihr bis zum Hals schlug. Worauf wartete er? Sie warf ihm einen Blick aus den Augenwinkeln zu. Fast schien es, als unterdrückte er ein Grinsen. Er stellte sich also absichtlich unschuldig, um sie zu triezen.

„Kommst du oft her?“, fragte er.

Sie nickte. „Wenn gefeiert wird und ich nicht mehr dabei sein will, aber auch nicht weg von allen.“

„Und du nimmst dir immer den mit, der dir an dem Abend gefällt.“

„Nein“, sagte sie und bekam glühende Ohren. „Ich komme nur allein her. Normalerweise.“

„Oh“, machte er, und sie konnte ihm anhören, dass er ihr nicht glaubte. „Wieder beinah ein Kompliment. Du wirst besser.“ Nach einer Weile fragte er: „Willst du noch eins von mir hören? Ein richtiges?“

Sie schüttelte den Kopf. „Lieber nicht.“

 „Ich sage es trotzdem.“ Er beugte sich vor und berührte ihre Wange mit seiner Hand. „Ich wollte dich küssen, seit ich dich das erste Mal gesehen habe.“

Sie musste auflachen, was ihn mehr zu verletzen schien als Worte. Vielleicht war aber auch diese Reaktion von ihm einstudiert.

„Vorletztes Jahr, im dritten Frühlingsmond“, sagte er. „Du hattest noch kürzere Haare als jetzt und Tintenflecken im Nacken und an der Schläfe, woraus ich geschlossen habe, dass du viel zu lange über deine Texte gebeugt sitzt und es niemanden gibt, der dich massiert, weshalb du es mit deinen schmutzigen Fingern selbst tust. Ich habe versucht, dir ein altes Buch über eine Heldengeschichte zu verkaufen, und du hast gesagt, ihr hättet bereits eine Abschrift davon und der Held sei ein unerträglicher Angeber. Wahrscheinlich erinnerst du dich nicht. Du hattest nur Augen für deinen Freund, den Gehilfen deines Vaters. Den, der jetzt ein schwangeres Mädchen hat.“

Sie starrte ihn an, entsetzt, dass er sie so durchschaute. Aber nun erinnerte sie sich vage. „Willst du mir weismachen, du hättest nicht eine Geliebte in jedem Winkel der Welt?“, stammelte sie, auch, um von sich abzulenken.

„Nein, ich würde dich nicht anlügen.“ Er lächelte. „Ich habe nur gesagt, dass ich dich seitdem küssen wollte.“ Er strich ihr das Haar aus dem Nacken und küsste sie unterhalb des Ohrläppchens. „Tinte steht dir gut.“

Er beobachtete, wie sie erschauderte. Dann küsste er erst ihre eine Wange, dann ihre andere, und als seine Lippen noch über ihrem Gesicht schwebten, hob sie den Kopf und kam dem nächsten Kuss mit ihrem Mund entgegen.

geschrieben von Jenny-Mai Nuyen - Veröffentlicht in Blog

Kommentare

5 thoughts on “Das Zeitalter der Drachen

  1. Dieses Mystische, die Verbindung von Drachen und Zauberern. Die Gegenüberstellung verschiedener Reiche. So klassisch diese Anhäufung von Fantasy-Elementen ist, so wunderbar gelingt es dir doch, sie auf ein ganz neues Level zu holen.
    Es ist ein wunderbarer Einstieg, in eine sicherlich wunderbare Geschichte! 🙂

  2. Im ersten Kapitel wurde ja schon erwähnt, dass einige Personen sich gelegentlich versuchten selbst aufzuopfern, wenn sie von Geisterschatten befallen waren, für die Gemeinschaft. Und dann aber meist von dieser aufgehalten wurden. Ich fand es jetzt besonders interessant, dass andere Siedlungen oder Gruppen auch systematisch bereit waren, diese Einzelnen ganz bewusst im Sinne der Gemeinschaft zu opfern. Auch wenn das rational gesehen durchaus logisch klingt (denn die Haltung der Zwerge in Ydras Horn könnte theoretisch auch dazu führen, dass alle verhungern), so ist diese Vorgehensweise aber schon sehr hart und unmenschlich.

    Sehr spannend fand ich auch den Text, der von Oberfläche zu Oberfläche springt. Sehr faszinierende Idee.

    Was Riwan betrifft, so bin ich mir noch nicht 100% sicher, was ich von ihm halten soll. Er wirkt schon ziemlich selbstzufrieden und überheblich. Ob er wohl der richtige für Nireka ist? Aber immerhin ist er sehr charmant und oft auch lustig. Ich gönne Nireka auf jeden Fall ihren ersten Kuss!

    1. Hallo Luc!
      Ja, ich habe mir überlegt, wie ein Magier Schrift sichern würde, wenn es keine digitale Vervielfältigung gibt. Bewegliche Buchstaben, die sich von Oberfläche zu Oberfläche retten können, kam mir da wie eine gute Wahl vor. :)

      Bei Riwan bin ich mir auch nicht so sicher gewesen! Aber manchmal täuscht ja der erste Eindruck …

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