31. August 2012

Morgendichten

Hast noch an den Fingerspitzen

Honig ziehen, Schimmelsporen

Aufgeblühter Träume Zitzen

Faul zerflossen, Zuckergären

Sahne gelbe Fäden, Schlieren

Suppen knospend Grauen

Schlitten reibt durch Ritzen

Zerteilt auf allen Vieren Frauen

Schneegedeckt zum Himmelbett.

 

Aus Milliarden Haaren ein Gerüst

Aus Empfinden, Vertrocknen und Bruch

Fest gebacken auf ihr geschminktes Gesicht.

Pyramiden des Lebens, Tage Termiten

Tragen und schichten aufeinander Geschichten

Katakomben der Krankheit, gekrakelte Zeichen

An Wänden einkratzen, Keime und Siechen

Verkrümmte Krücken für ihr Besteigen

Der Treppen ins Nichts des Vergessens

Reste Gebäude, kreuz und quer Verzicht.

geschrieben von Jenny-Mai Nuyen - Veröffentlicht in Blog

Kommentare

8 thoughts on “Morgendichten

  1. Mir ist Lyrik meist nicht sooo sehr zugänglich, aber dein Gedicht finde ich wirklich sehr schön. Lautmalerisch. Atmosphärisch.
    Liebe Grüße :)

  2. mich erinnern die worte teilweise an paul celan, nur dass die poesie mehr durchscheint bei dir und man sich nicht allzusehr betrunken vorkommt wenn man dein gedicht liest. ich find sie schön… der wechsel von realität zur fiction ( der schlitten) und das sich nicht scheuen vor dem gewaltigen ( gewalttätigen)

  3. Erinnert mich an das morgendliche Aufwachen nach einer Party, die man lieber vergessen möchte. :)

    Mir gefällt es total gut! Deine Worte erzeugen sofort Bilder und Emotionen in meinem Kopf. Und beim zweiten Lesen fielen mir noch einige Metaphern auf, die mir beim ersten Mal entgangen sind. Ob ich alles richtig verstanden habe, weiß ich natürlich trotzdem nicht. :) Obwohl mir mal jemand gesagt hat, dass man bei Poesie eigentlich nichts “falsch verstehen” kann, weil einfach jeder ein Gedicht auf seine eigene Weise versteht. Keine Ahnung, ob du dem zustimmen würdest, Jenny. :)

    Gerne mehr davon! Ich werde bestimmt öfter hier vorbeischauen…

    1. Gedichte “falsch verstehen” gibt es nicht, aber falsch lesen kann man sie. Wenn man versucht, in ihnen den Autor zu finden und dessen Wahrheit. Dabei sind Gedichte da, den Leser zu spiegeln, und jedes Spiegelbild ist anders, und das ist das Schöne an Gedichten. Finde ich :)

      1. so sehe ich das auch, und das interessante ist, dass sich das gelese mit der zeit ändern kann obwohl der text gleich bleibt. lese ich ein altes gedicht, dass ich als jugendlicher aufbewahrt hatte heute, so kann ich mir zwar die empfindung von damals gut vorstellen, doch kommen heute andere gefühle auf. werden wir andere menschen? mit der zeit? und wenn ja, wo ist der alte junge mo geblieben? :-)

Schreibe einen Kommentar zu Mo Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert