23. November 2014

12. TESTLESE-WOCHE

Hübschen Sonntagmorgen allerseits!

Während ihr das hier lest, sitze ich im Zug nach München, um mich unter anderem mit den Verlagsleuten von dtv zu treffen. (Danke, kleiner Bruder, dass du pünktlich um 11 Uhr den Beitrag für mich veröffentlichst!)

Was da in München ausgeheckt wird, erfahrt ihr natürlich in Bälde. Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt, was ihr dazu sagen werdet… Ach, Vergnügen der Geheimniskrämerei!

Nun aber zum heutigen Kapitel. Äh, genau genommen ist es kein richtiges Kapitel. Eher ein Zusammenschnitt – was schlimmer klingt, als es ist! Denn ich möchte nur etwas hinzufügen, nichts wegnehmen.

Ich hatte ja mit dtv ausgemacht, der Testleserschaft die Passagen vorzuenthalten, die von der Prüfung des Paktes in der Kanzlei handeln. Aber Nickis Heimweg von der Kanzlei und eine Szene mit ihrer Mutter gehören streng genommen nicht dazu, obwohl sie in demselben Kapitel sind, das ich vor zwei Wochen per Video zusammenfasste. Daher stelle ich diese Passagen heute an den Anfang. Ich finde, sie sind wichtig, um Nickis Innenwelt zu verstehen. Denn heute geht es vor allem darum, wie nachvollziehbar und plausibel Nickis Gefühle, Gedanken und Handlungen sind, nachdem sie von der Unterwelt erfahren hat. Es ist immer ein Drahtseilakt, Reales mit Phantastischem so zu mischen, dass die Figuren angemessen ausrasten, ohne wirklich verrückt zu werden. Ob das hier gelungen ist, müsst ihr beurteilen!

 

Gespannt auf eure Meinung:

Jenny

 

.

.

Sie verließen die Kanzlei durch die Drehtür, durch die sie gekommen waren. Während sie immer schneller im Kreis liefen, verschwand das schmerzhaft an den Augen saugende Nichts jenseits der Scheiben, und dann stolperten sie auf den hellen Treppenabsatz vor dem Gebrüder-Grimm-Zentrum. Gegenüber zuckelte eine S-Bahn über die Torbögen. Nicki holte tief Luft, als müsste sie so viel Normalität in sich aufnehmen, wie sie konnte. Es roch nach einer gewöhnlichen Nacht in der Stadt, nach warmen Autoreifen, gewirbeltem Staub, dem kühlen Schlafatem der Straßenbäume.

Sie sank auf die Stufen. Alles schien unverändert. In der Ferne klangen noch immer die Parolen des Obdachlosen. Aber die Welt kam ihr gestochen scharf vor im Vergleich zu den prunkvollen, seltsam in Licht, Form und Farben fließenden Gewölben der Kanzlei.

Tallis ließ ihr diese Verschnaufpause. Vermutlich war er es gewohnt, dass Menschen sich so verhielten. Sie war ja bestimmt nicht die erste, die er reingelegt hatte.

Als sie die Mütze aufzog und sich erhob, schlug er vor, etwas essen zu gehen, aber Nicki winkte ab. Ein Blick auf ihr Handy verriet ihr, dass Mitternacht gerade verstrichen war. Sie fühlte sich, als wäre sie zwei Tage lang wach gewesen. Vielleicht stimmte das ja auch. Wer wusste schon, wo die Wahrheit geblieben war. Jedenfalls wollte sie in ihr Bett.

Tallis begleitete sie nach Hause. Sie erhob keine Einwände, im Gegenteil, sie war sogar ein wenig erleichtert. Wenn sie jetzt alleine blieb, bestand die Gefahr, dass sie am Erlebten zu zweifeln begann und sich für verrückt hielt – und vor Panik tatsächlich verrückt wurde.

Als sie umstiegen, wollte Tallis ihr den Rucksack abnehmen. Ein kurzes, albernes Wortgefecht entstand, dann gab er auf. Schweigend gingen sie Straßen entlang, vorbei an Plattenbauten, verlassenen Spielplätzen und Tramgleisen. Die Laternen links und rechts warfen ihr surrendes Licht wie Netze aus, durch die ihre Schatten mal langgezogen, mal zusammengeschrumpft schlüpften.

Der geteerte Weg erschien, der zu dem Hochhaus führte, in dem Nicki wohnte. Sie verlangsamte ihren Schritt, verhinderte aber nicht, dass Tallis ihr bis zur Tür folgte. Die Lampe über dem Eingang leuchtete auf, als sie sich näherten. Nicki holte ihren Schlüsselbund hervor.

„Also“, sagte sie. Und merkte, dass sie keine Ahnung hatte, wie sie sich von ihm verabschieden sollte.

Er sah ihr in die Augen. Sein Gesicht war so ebenmäßig wie eine Maske. „Du hast mir immer noch nicht gesagt, wer Canon ist. Beim nächsten Mal.“

„Hm.“ Vielleicht lag es an der Dunkelheit und Stille, dass sie sich plötzlich wieder vor ihm fürchtete. Ungeschickt sperrte sie auf und ging nach drinnen. Als die Tür zu fiel, drehte sie sich noch einmal um. Doch er war verschwunden.

 Im Aufzug

„Estella?“

„Ja, ich bin ’s.“ Nicki schloss die Wohnungstür hinter sich, schlüpfte aus den Schuhen, stopfte ihre Mütze in die Pullovertasche und trabte in ihr Zimmer.

Ihre Mutter lehnte sich in den Türrahmen und sah zu, wie sie den Rucksack fallenließ und sich auf dem Bett ausstreckte. Nicki tat, als wähnte sie sich unbeobachtet.

„Er ist doch nicht [kommentierbar id=”40″]sehr viel älter als du[/kommentierbar]. Oder?“

„Wer?“, fragte Nicki in dem angestrengten, zähen Tonfall, den sie in Gegenwart ihrer Mutter immer bekam, ob sie wollte oder nicht.

Ihre Mutter schnalzte mit der Zunge. Dann ging sie, nur um einen Moment später mit einer Zigarette wieder aufzutauchen. Sie zog einen Fuß aus ihrem Hausschuh, stemmte ihn gegen den Türrahmen und betrachtete ihre Zehennägel. „Der Typ, der hier nachts angerufen hat. Der klang viel zu höflich für einen, der noch zur Schule geht.“

„So alt wie ich.“

Eine Weile schwiegen sie, existierten einfach nebeneinander her wie zwei Möbelstücke. Nicki spürte, wie ihre Gleichgültigkeit sich von ihrem Gesicht über ihren Körper, von ihren Gedanken über ihr Herz ausbreitete, aber dabei auch immer dünner wurde. Darunter lauerten Gefühle, die zu stark waren, um sie zuzulassen: Eine kindische Sehnsucht, ihre Mutter zu umarmen, sich ihr anzuvertrauen, endlich verstanden zu werden und sie zu verstehen, als wäre sie nur ihre Mutter und nicht darüber hinaus ein Mensch, mit dem Nicki absolut nichts gemeinsam hatte. Es war eine gefährliche, eine trügerische Sehnsucht. Still lag sie da.

Schließlich ging ihre Mutter, um die Asche von der Zigarette zu tippen. „Du machst schon keinen Scheiß. Hast ja gesehen, wie es schiefgehen kann.“ Sie murmelte noch mehr, während sie ins Wohnzimmer verschwand, und kurz darauf wurde die Lautstärke des Fernsehers aufgedreht.

Nicki gab der Tür einen Stoß, damit sie zuging.

 

Sie träumte von ihrem Vater.

Seine Wohnung, sie nächtelang allein, er verschwunden, Fruchtfliegen in der Küche. Nicht ans Telefon gehen, niemandem die Tür öffnen. Dann seine Wiederkehr, wer weiß von wo, hat er schlechte Laune? Nein, gute! Alles ist gut. Gut gelaufen die Geschäfte. Aber seine Aufgedrehtheit bedrückt sie auch, schmeckt immer ein bisschen nach Schäbigkeit, nach Scham, Mitleid. Das Mitleid ist am schlimmsten. Es wächst dichter um sie, je älter sie wird. Staubfussel ziehen einen Teppich durch die Wohnung.

„Estella. Mein Sternchen. Meine Prinzessin.“

„Bitte nenn mich nicht so. Ich heiße Nicki.“

Ihr Vater schrumpft in sich zusammen, eine alternde Hauthülle voll Zigarettenrauch und glimmender Hoffnung. Sie streckt die Hand nach ihm aus – etwas bohrt sich hinein, verwandelt sich, beflügelt von ihrem Schmerz, in Finger, die ihre umschließen. Es ist der Dämon: Jucitell Tallis. Seine klaren, tiefen Augen saugen an ihrem Blick wie das flirrende Nichts jenseits der Kanzlei.

„Du bist [kommentierbar id=”41″]eine Frau[/kommentierbar]“, sagt er. Sein Lächeln ist brutal, voller Zähne.

 

Sie schrak aus dem Schlaf, die rechte Hand vor sich ausgestreckt. Ihr Herz schlug schwer wie ein Gong durch ihre Brust.

Panisch schwang sie die Beine aus dem Bett, knipste das Licht an und hielt die Augen geöffnet, als könnte die Helligkeit den Traum von ihrer Netzhaut brennen. Sie meinte ein Kribbeln in ihrer Handfläche zu spüren, eine Art Phantomschmerz.

Lange betrachtete sie ihre Hand. Mit dieser Hand zeichnete sie, schrieb und aß sie und putzte sich die Zähne; die Hand setzte ihren Willen öfter um als alles andere an ihr. Sie reichte, um einen Pakt zu besiegeln. Sie zur Domäne eines fremden Wesens zu machen.

Wie auf der Flucht vor diesen Gedanken griff sie nach ihrem Handy. Kurz vor sieben. Zeit, sich auf den Weg zu machen. Nach dem Umzug zu ihrer Mutter hatte sie auf derselben Schule bleiben wollen, das hieß S-Bahnfahren jeden Morgen.

Sie duschte, zog sich die Mütze über die noch feuchten Haare, packte ihr Schulzeug und klemmte sich das letzte Schokocroissant aus der Packung in den Mund, ohne ihre Mutter zu wecken. Auf dem Weg zur S-Bahn atmete sie tief die frische Luft ein und betrachtete den Himmel, die Häuser, die Krähen auf den Müllcontainern. Nichts wirkte ungewöhnlich. Die ersten welken Blätter lösten sich von den Bäumen und taumelten vor ihren Füßen her.

Auch sie fühlte sich nicht anders als sonst. Es war wie Geburtstag haben: Man wusste, dass man nicht mehr so war wie gestern, aber außer dem Datum auf einem Ausweis wies nichts darauf hin.

Sie stieg in die Bahn, legte ihr Skizzenbuch auf den Schoß und blickte doch nur aus dem Fenster. Sie sah ihre Reflektion flüchtig durch das Mosaik aus Gebäuden, Autos und Bahnhöfen flirren wie einen Geist, der sie überallhin begleitete. Wie einen Dämon.

Was genau war ein Inkubus eigentlich? Sie zückte ihr Handy, um es zu recherchieren. Auf Wikipedia überflog sie die kleine Schrift. Nachtaktiver Alb (Elf), der sich mit einer schlafenden Frau … [kommentierbar id=”42″]Sie las nicht weiter[/kommentierbar], sondern steckte das Handy wieder ein und blätterte mit zitternden Fingern durch ihr Skizzenbuch.

Sie zeichnete die alte Dame, die vor ihr saß, und dann noch einen Mann mit Fahrrad im Gang. Das Fahrrad sah unbeholfen aus, aber die Hand des Mannes gelang ihr. Als sie ausstieg, traf sie Anne-Marie und Daria am Gleis und sie gingen gemeinsam zur Schule.

 

Gleich in der ersten Stunde schrieben sie einen Test in Erdkunde, den Nicki ordentlich in den Sand setzte. Sie verstand kaum die Fragen. Auch in den folgenden Stunden kam ihr der Stoff realitätsfremd, geradezu absurd vor. Am liebsten wäre sie ausgesprungen und hätte gebrüllt, dass es, verdammt noch mal, eine Unterwelt gab – dass in diesem Moment Dämonen von Menschen Besitz ergriffen. Und hier wurde in aller Seelenruhe der Unterschied zwischen Gedichten der Romantik und Gedichten des Sturm und Drang besprochen!

Natürlich hätte ihr keiner geglaubt, es sei denn, er begriff diesen Wahnsinn schon viel länger als sie. Und wie könnte derjenige dann noch still auf seinem Platz sitzen? Niemand war in der Lage, ein so großes Geheimnis langfristig mit sich herumzuschleppen. Irgendwann schnappte man über. Doch platzte es aus einem heraus, würden die anderen einen für verrückt halten. Einen anderen Ausweg sah Nicki nicht.

Weil sie immer in die Aktivitäten ihres Vaters eingeweiht gewesen war, kannte sie zumindest das Gefühl, einen unsichtbaren Raum des Schweigens zwischen sich und ihren Mitmenschen bewahren zu müssen. Die beschämende, argwöhnische Einsamkeit ihrer Kindheit erfasste sie wieder, aber hundertmal stärker. Diesmal ging es nicht nur um ihren Vater, sondern um die ganze Welt.

In der Pause hängte sie sich an Anne-Marie, Becky und Daria, weil sie Angst vor dem Alleinsein hatte. Becky und Daria wärmten alte Klatschgeschichten so lustig auf, dass niemand Nickis Stimmung bemerkte. Nicki vergaß sogar für eine Weile selbst ihre Stimmung und lachte mit. Obwohl sie mit Becky und Daria nicht mehr so gut befreundet war wie früher, erinnerte sie sich jetzt wieder daran, wie viel Spaß man mit ihnen haben konnte.

Als der Unterricht fortgesetzt wurde, mischten sich in die guten Erinnerungen jedoch gleich wieder jene düsteren Gründe, warum Nicki vor zwei Jahren fast all ihre Freundschaften gekappt hatte. Ihr Leben war damals auf den Kopf gestellt worden. Anfangs reagierte sie, wie man es von ihr erwartete: indem sie auf Partys ging und sich betrank. Eins führte zum anderen. Fehltritte bewirkten, dass sie sich selbst völlig fremd wurde. Auch ihre Freunde kamen ihr bald wie Fremde vor. Dann war Canon erschienen. Seit sie wusste, dass es ihn gab, wusste sie, wer sie selbst sein wollte. Aber nun war er verschwunden.

Das Gefühl der Einsamkeit steigerte sich ins Unermessliche. Wie gerädert vor Anspannung fuhr nach der letzten Stunde in die Staatsbibliothek, um ihre Hausaufgaben zu machen. Das hatte sie sich letztes Jahr so angewöhnt, weil sie hier besser lernen konnte als in der Wohnung ihrer Mutter. Außerdem hatte Canon einmal gesagt, dass er oft in öffentlichen Bibliotheken rumhing, aber [kommentierbar id=”43″]sie hatte ihn nie zufällig getroffen.[/kommentierbar]

Mühsam ging sie Erdkunde durch. Kein einziges Wort blieb hängen. Aber Chemie klappte. Es machte sogar ein bisschen Spaß… jedenfalls hatte sie zum ersten Mal an diesem Tag das Gefühl, es sei nicht völlig unsinnig, sich damit zu befassen.

Bibliothek

Sie kaufte sich einen Salat und einen Schokopudding in der Cafeteria, doch schon nach drei Bissen verlor sie den Appetit. Sie konnte nicht einfach so tun, als wäre alles normal. Lügen umgaben sie. Oder zumindest Halbwahrheiten. Das ganze Gebäude war voller Bücher, die fehlerhafte Informationen über die Welt enthielten.

Wie viele Menschen wussten davon? Jeder Tausendste? Jeder Hunderttausendste? Egal wie wenige es waren – es musste eine Möglichkeit geben, mit ihnen in Kontakt zu treten. Ansonsten würde sie den Verstand verlieren.

Ihre Gedanken kehrten zu Canon zurück. Dass er derjenige war, der sie verstehen und ihre Einsamkeit aufheben konnte, war wenigstens nichts Neues.

Als sie sich auf den Heimweg machte, wurde es bereits dunkel. Die Bahn leerte sich, je näher sie ihrer Haltestelle kam, und als sie eine Vierersitzecke für sich allein hatte, stellte sich fast ein Gefühl von Heimat ein. Canon … Jetzt, in diesem Augenblick, war er da draußen … und vielleicht in Gefahr. Sie hatte ihm so viel zu sagen, mehr zu sagen denn je. Bei der Vorstellung, vielleicht nie wieder Gelegenheit dazu zu haben, wurde ihr Herz schwer und immer schwerer, bis es sich zu groß für den Rippenkäfig anfühlte. Ein Beben erfüllte sie. Es tat weh.

Sie stieg aus wie eine Schlafwandlerin. War ihr die Welt gestern Nacht nach dem Kanzleibesuch noch gestochen scharf vorgekommen, versank sie jetzt in unwirklichen Schleiern. Sie kam am Supermarkt vorbei. Obwohl sie ein paar Sachen hätte einkaufen müssen, brachte sie es nicht über sich, hineinzugehen. Vielleicht konnte sie gar nicht mehr hineingehen. Sie gehörte nicht mehr hierher.

Vor ihrer Wohnsiedlung sah sie einen jungen schwarzen Mann, der an einem parkenden Auto kauerte. Erst glaubte sie, er versuchte das Schloss zu knacken, dann begriff sie, dass er sich im Seitenspiegel zurecht machte. Leise Schmatzgeräusche waren zu hören, da er an seinen Zähnen pulte.

Sie schlich an ihm vorbei.

„Musstest du etwa nachsitzen? Du unartiges Mädchen.“

Sie fuhr herum. Der junge Mann lehnte jetzt lässig am Auto und präsentierte ein blendend weißes Lächeln. Er hatte sehr ebenmäßige Züge, eine anmutige, knochige Nase und so dichte Wimpern wie eine Puppe. Nicki erkannte etwas an ihm wieder, das tiefer lag als jede Äußerlichkeit – es war seine Mimik, seine Haltung. Vielleicht auch die Kombination aus Schal und elegantem Mantel.

Tallis?“

Kommentare

19 thoughts on “12. TESTLESE-WOCHE

  1. Haha! Charmant wie immer! Du unartiges Mädchen ;)

    Hier wurde schon alles gesagt, was ich mir auch bei diesem zusammenfassenden Kapitel gedacht habe. Deshalb schweige ich und warte auf Morgen ;)

  2. Haha ! Tallis, dieser Charmbolzen!
    Immer wieder für einen – etwas unangebrachten – Lecher gut :D

    Aber es ist beeindruckend, dass Nicki ihn so schnell wiedererkennt, wo er doch in einem anderen Körper ist. Ich verstehe ja, dass sie seine Art kennt, und vermutlich war dieser Satz mehr als eindeutig. Doch hier stellen sich mir wieder einige Fragen : 1. Wenn ein Dämon in den Körper eines Menschen geht, nutzt er dann auch dessen Stimme? Oder hat er eine eigene, die er immer beibehält, egal in welchem Körper?
    2. und wie ist es mit der Mimik? Du hast geschrieben, dass Nicki ihn auch aufgrund von seiner Mimik wiedererkennt. Bei der Gestik verstehe ich das noch, jeder Arm lässt sich im Grunde gleich bewegen, aber jeder Mensch/Dämon hat eine andere Art, dies zu nutzen. Doch bei der Mimik hab ich gestutzt. Wird die Mimik nicht auch durch den Knochenbau im Gesicht mitbestimmt, sowie durch die Struktur und Straffe der Haut? Und wenn dem so ist, hätte Tallis dann überhaupt die Möglichkeit, die Gesichtszüge seiner Domäne an seine gewohnte Mimik anzupassen?
    3. Apropos gewohnte Mimik : Wo fängt ein Dämon an? Es muss ja einen ersten Menschen geben, den si ‘besetzen’. Übernehmen sie dann dessen Haltung, Mimik und Gestik? Oder geht das gar nicht, weil der Mensch ja in dem Moment gar nicht da ist, um ihnen all das zu zeigen? Aber woher erhalten sie es dann, wenn sie doch nur in einem Körper die Möglichkeit haben, sich zu bewegen, aber ihre Körper immer wechseln?
    4. Was machen die dämonen überhaupt, wenn sie grad keinen Körper haben oder bevor sie den Körper wechseln? Und wie läuft dieser Wechsel ab?
    5. Kann tallis wieder das Gleiche tragen, wenn er doch einen fremden Körper bewohnt? Müsste er dann nicht dessen Kleidung übernehmen? Oder hat er einen Kleidervorrat – wobei er diesen doch als Dämon an sich eigentlich nicht nutzen könnte, oder?

    Ach ja, soo viele Fragen – bin gespannt auf deine Antworten.

    Doch genau deshalb liebe ich dieses Kapitel auch – man wird immer mehr in die Materie hereingezogen und wird immer neugieriger.
    Man denkt mit Nicki zusammen darüber nach, wer wie viel weiß und wie sie die Wissenden ausfindig machen könnte.
    Und es gibt so viele Hinweise auf ihre Vergangenheit, nicht nur in Hinsicht auf ihre Eltern, sondern auch zu ihren Freundinnen und ihren früheren Charakter.
    Ich hoffe nur, dass ich wirklich Antworten finden werde – falls nicht, musst du nämlcih tatsächlich noch einen zweiten Teil schreiben, denn ich bin die Sorte Leser, die jedes winzige Detail über die Personen wissen will und sich nicht mit weniger zufrieden gibt ;)

    Also, viel Spaß beim antworten und einen schönen Dienstag (oder Mittwoch, Donnerstag, Freitag – je nachdem, wann du das liest)
    Ich versuche auch, nächstes Mal wirklich am Sonntag schon zu lesen (die Betonung liegt auf versuche, Abi ist echt zeitfressend)
    Rica

    1. Liebe Rica,
      du kannst wirklich jederzeit kommentieren, nicht nur am Sonntag – ich gucke ja auch nicht nur am Sonntag vorbei, sondern antworte wie jetzt ein paar Tage später :)
      Sehr interessant, deine Fragen. Es kitzelt mich natürlich in den Fingerspitzen, alles hier und jetzt zu beantworten, aber tatsächlich kommt alles im Buch heraus, glaube ich. Nur ein Aspekt aus Nickis Vergangenheit wird nie im Detail gelüftet. Es schien mir aber auch nicht wichtig. (Bald kommt ein Kapitel zu ihrem Vater, dann kann ich näher darauf eingehen!)

      1. Ach schade, dann werde ich mich wohl noch etwas gedulden müssen – eine Fehigkeit, die mir leider nciht besonders liegt.
        Aber natürlich freue ich mich schon darauf, alles aus Nickis Sicht erklärt zu bekommen – und bin gespannt, wie du die Antworten einbindest :)

  3. Ich kann Laurence nur zustimmen. Der Vergleich mit den Möbelstücken sticht für mich auch heraus wie ein großes Ausrufezeichen. Super Jenny! Genau wegen solcher Sätze lese ich so gerne deine Bücher. Auch das die Laternen Netze aus Licht werfen finde ich wundervoll.
    Irgendwie irritiert es mich das Tallis schon wieder essen gehen will. Diese Wiederholung finde ich seltsam. Außer Tallis stellt sich im laufe der Geschichte als ein liebenswerter verfressener Dämon heraus. Dann macht es Sinn und ich will hier nichts gesagt haben.
    Der Verwirrtheitsgrad von Nikki ist gut getroffen. Außerdem der Versuch die normale Routine aufrecht zu erhalten indem sie in die Schule geht finde ich gelungen. Sie probiert es kommt sich aber nur noch isolierter vor als vorher. Das Kapitel ist dir gut gelungen! (So wie die anderen vorher auch)
    Freu mich auf nächsten Sonntag!!

    1. Schön, dass ich deine Gunst behalten konnte ^^ Es gab ja bei den Kommentaren im Text ein paar stilistische Kritikpunkte, aber solange die Kommentare am Ende gut sind, bin ich ganz zufrieden! Tallis ist übrigens wirklich verfressen. Ich habe eine Art Wette mit mir selbst geschlossen, ob ich ihn in jeder Szene mampfen lassen kann. Ich hab dann leider doch verloren. Oder gewonnen. Jedenfalls snackt er fast immer.

      1. Alles klar Jenny. Dann wie bereits erwähnt möchte ich nichts gesagt haben.
        Die verfressenen Figuren gefallen mir immer am besten. Wahrscheinlich weil ich selbst höchst gerne ans Essen denke. Dadurch hast du mir Tallis auf jeden Fall sympathischer gemacht :-) Vielen Dank!

  4. Hallo Jenny,

    ich fasse meine Meinung mal hier in einem Post zusammen. (Ist ja fast alles gesagt worden) ;-)
    Ich finde, die Umsetzung von Nickis Gefühlen ist dir sehr gut gelungen. Dies Unkonzentrierte, gleichgültige, neben sich stehende trifft es sehr gut.
    Du hast immer so geniale Sätze wie: “Eine Weile schwiegen sie, existierten einfach nebeneinander her wie zwei Möbelstücke.” Das macht das ganze derart plastisch… einfach genial.
    Im allerersten Absatz ist mir der “gewirbelte Staub” aufgefallen. Das klingt komisch, bzw. ich stockte kurz im Lesefluss, weil ich mich gefragt habe, was ist gewirbelter Staub. Aufgewirbelt kenne ich. Ok, nach mehrmaligem Nachdenken ist gewirbelter Staub ähnlich dem aufgewirbeltem Staub nur konstanter (halt im steten Wirbel) …. wo war ich ;-) Merkst du was? Ich bin für einen kurzen Moment aus der Geschichte raus. (Was ich bei aufgewirbeltem Staub nicht wäre. Aber vielleicht bin ich da nur ein Korinthenkacker *lol* )

    Bevor es hier zu viel wird, schreibe ich doch noch etwas zur einen oder anderen Randnotiz ;-)
    Fazit: Ich kann den März kaum abwarten ;-)
    In diesem Sinne freue ich mich auf die Nächsten Kapitel ;-)

    Viele liebe Grüße
    Laurence

    1. Laurence!
      Auf die Details kommt es ja an, also bitte immer her mit der Kritik. Das mit dem “Stolpern” beim Lesen ist so eine Sache. Einerseits möchte ich den Lesefluss nicht unnötig unterbrechen, andererseits stört mich an Texten noch mehr, wenn alles so aalglatt runtergeht wie eine Broschüre für Zäpfchen. Das Zauberwort ist hier “unnötig”. Denn über schöne Bilder, bei denen man gerne inne hält, beschwert sich hier ja niemand. In diesem Sinne werde ich über “gewirbelt” nochmal brüten…

  5. Das Ende ist wirklich sensationell gut gelungen; ich hatte mich nämlich die ganze Zeit beim Lesen gefragt – gerade als sich der Lesestoff gen Ende neigte – wie die geheimnisumwobene Geschichte Canons nun wieder mit “Estella” in Verbindung treten könnte.
    In diesem Sinne: Sehr gut gemacht.
    Leider nur muss ich sagen, dass mich dieses Kapitel nicht so wirklich gefangen hat: Die Beschreibungen und derlei waren wirklich sehr schön, aber ich hatte so das Gefühl, dass es mir zu “platt” war zu keinahnungwas.. Ich weiß aber, dass du das sicherlich besser kannst und es mir im nächsten Kapitel auf jeden Fall auch wieder zeigen wirst! :)

    1. Hm, was genau fandest du zu platt? War es die Art, wie Nicki reagiert, oder einfach die Handlung, die weniger spannend ist als bisher? Ich bohre nach, weil deine Kritik schließlich zu einer Verbesserung des Textes führen soll :)

      1. Insgesamt war es Nickis Reaktion. Vielleicht lag es aber auch einfach an mir, dass ich mich an dem Tag nicht so gut drauf einlassen konnte. Wie es aussieht, hat es schließlich den anderen gefallen ;-)

  6. Gut gemacht! Die Atmosphäre und das Gefühl der Einsamkeit (v.a. weil Nicki etwas großes und wichtiges weiß, was sich sonst kaum jemand bewusst ist) wurde perfekt in Worte gefasst. Gefällt mir! So, wann ist wieder Sonntag? ;)

  7. Hallo Jenny und Hallo an die anderen Testleser,
    Ich wünsche allen einen schönen Sonntag. Das neuste Kapitel hat mir, wie die anderen davor, mal wieder richtig gut gefallen. Wie jedesmal möchte ich am liebsten sofort wissen wie es weiter geht:-). Außerdem muss ich gestehen dass ich Tallis richtig toll finde.

  8. Du hast hier sehr gut eingefangen, wie komisch Nicki jetzt der Alltag vorkommen muss. Fast fremdartig, als wäre es der Alltag der den eigentlichen ein Traum darstellt.

    Aha, Talis ist jetzt mit einer neuen Domäne unterwegs. Wobei ich immer noch nicht ganz verstehe, wie er an die Männerkörper gelangt, wenn er eigentlich als Inkubus nur Frauen verführen kann. Oder tauscht die Dämonen die verführen Körper untereinander aus, um so wieder mehr Chancen zu haben, das nächste Opfer ihrer Zielgruppe zu verführen.

    1. Oh Jesus, Luc. Zu deiner scharfsinnigen Frage kann ich gar nichts sagen, ohne viel zu viel zu verraten. Außer vielleicht: Ja, Fließwesen tauschen untereinander auch Körper. Manchmal. Ähem.

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