18. Januar 2017

Der Buchdeckel: weil alles seine Oberfläche hat.

Bücher soll man nie nach ihrem Deckel beurteilen, sagt ein Sprichwort. Aber soll man Deckel beurteilen? Ja, bis aufs Blut!

“Heartware”, mein neuer Roman, der Ende Juli 2017 erscheinen wird, ist so bedeckelt:

Heartware

Weil die Geschichte ein Mischmasch aus Thriller, Liebesroman und Science Fiction ist, war die Frage nach dem passenden Cover denkbar schwer. Aus rechtlichen Gründen darf ich euch nicht die anderen Versionen zeigen, die die Grafikagentur vorgeschlug. Nur so viel: Es waren helle Anspielungen auf eine der bekanntesten Computerhersteller der Welt, was sehr klug und originell aussah, aber im Grunde wenig mit der Geschichte zu tun hatte. (Nicht, dass die Geschichte nicht klug und originell wäre! Ich rede mich um Kopf und Kragen.)

Zugegeben, Schriftsteller finden nicht selten, dass die – im wahrsten Sinne des Wortes einseitigen – Cover hinter der Vielschichtigkeit der aus Schweiß, Tränen und rasender Egomanie geborenen Schriftwerke zurückbleiben, daher ist meine Meinung hier mit Vorsicht zu genießen. Allerdings sehe ich ein, dass ein gutes Cover nicht die gesamte Handlung eines Romans in ein Bild pressen muss, sondern vielmehr dem potentiellen Leser vermitteln sollte, was ihn erwartet, wenn er sich auf die Lektüre einlässt. Wie vermittelt ein Bild nun ein Gebräu aus Thriller, Liebesroman und Sci-Fi?

Nun, die Antwort seht ihr oben. Ich finde es ganz elegant geraten und mag vor allem die funkelnde, schwebende Skyline. Was meint ihr? In einer Vorgängerversion war noch ein graues Herz in der Mitte, gegen das ich mich vehement zur Wehr setzte, weil es für mich nach Erotikroman oder zumindest nach Krimi im Escort-Millieu aussah…

Ich mäkle wie einer, der meint, es besser zu wissen. In der Vergangenheit habe ich in der Tat immer wieder Cover für meine Romane entworfen. Keins davon wurde je von einem Verlag genommen. Nachvollziehbar, da die technische Umsetzung meiner Ideen eine gewisse Stümperhaftigkeit nie loswurde. Ich bin ja auch keine Grafikerin! Ich bin nicht mal sorgfältig. Am liebsten wäre mir gewesen, meine Entwürfe hätten den Profis der Agenturen als Vorlage gedient … Ein anmaßender Wunsch, gewiss. Andererseits: Kann man etwas anderes als anmaßend sein, wenn es um den eigenen Roman geht?

Hier zwei grobe Entwürfe zu früheren Büchern – “Feenlicht” und “Rabenmond”, das damals noch anders hieß:

final-face-figure2

Hier habe ich den Wald nahe München fotografiert, dazu eine Zeichnung und ein Foto von meinem eigenen Gesicht, das ich bis zur Unkenntlichkeit verzerrte. Ich hatte leider keinen anderen Menschen um mich, den ich dafür hätte hernehmen können. Einsame Zeiten.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Ach ja. Damals hatte “Rabenmond” noch viele andere Namen.

Auch bei “Heartware” habe ich die E-Mail-Postfächer meiner Verlagsleute mit Bilddateien gespamt. Leider ohne Erfolg. Oder zum Glück? Vielleicht ist es ja gut, dass meine vorlauten Einmischungen ins Coverdesign folgenlos bleiben.

CoverSchwarzGold

Die Idee war, eine Computerplatine in Gesichter und in eine Skyline übergehen zu lassen. Wie man sieht. Und dann habe ich verschiedene Hintergrundfarben versucht. (Danke, Julian, dass du mir bei alldem geholfen hast!)

CoverKupfer

 

CoverGrün

So habe ich also viele Stunden mit meinem Freund vor dem Bildschirm verbracht. Auch wenn die Bilder nie gedruckt werden, hat es ziemlich viel Spaß gemacht, sie zu entwerfen. Ich bereue nichts!

Und dennoch: dieser Blogeintrag muss mit einem Seufzen enden.

Seufz.

geschrieben von Jenny-Mai Nuyen - Veröffentlicht in Blog

Kommentare

15 thoughts on “Der Buchdeckel: weil alles seine Oberfläche hat.

  1. Hallo Jenny,

    schön, wieder von dir zu lesen (heimliche Mitleserin meldet sich zu Wort). Ehrlich gesagt gefallen mir deine Entwürfe von Heartware besser als das Cover, für das sich der Verlag entschieden hat. Irgendwie origineller … aber nunja, letzendlich hat der Verlag das Wort. Auch die Beziechnung Thriller hat mich sehr irritiert, aber nun bin ich froh, dass du geschrieben hast, dass es ein Genre-Mix ist. Ich freu mich schon auf den Sommer :)
    Und es macht wirklich irrsinnigen Spaß, die Cover seiner eigenen Romane selbst zu gestalten, selbst, wenn man kein Profi ist.

    Liebe Grüße Laura

  2. Jenny,
    wie schön, nach längerer Zeit wieder von dir zu lesen! Und das auch noch auf zwei Arten: einmal als Blogeintrag und einmal als Roman.
    Das Cover sieht aber wirklich edel und vor allem verheißend aus. Ich freue mich schon drauf, deinen “Schinken” zu verschlingen. :P

    Alles Liebe,
    Anh Thu

  3. Hallo Jenny,
    ich finde es toll, dass du dieses Thema hier ansprichst. Ehrlich gesagt sind Buchcover nicht ein nötiges Übel, sondern eine Kunst für sich, wenn man es Ernst nimmt. Du tust das finde ich!
    Dein Design hat in jedem Fall deutlich mehr Charakter, als das fertige Buchcover und strahlt mehr aus.
    Aber wahrscheinlich soll es am Ende so glatt wie möglich sein, ohne Ecken und Kanten, um die breiteste Masse zu erreichen.
    Schade eigentlich.
    Am Beispiel von bestimmten Murakami Buchcovern (1Q84!) oder zum Beispiel Klassikern wie Clockwork Orange, Delillos Underworld, Bradburys Fahrenheit 451 ist gut zu sehen, wie Gesicht und Gedanken des Buches verschmelzen können. :)
    Danke fürs Teilen! Super interessant!

    1. Hallo Christian!
      Schön, dir hier zu “begegnen”. Warst du denn mit dem Cover deines Romans zufrieden? (Schreibst du wieder an was?) :)

      Fragt sich: Jenny

      1. Hallo Jenny,
        sooorry für die späte Antwort, bin grad ein bisschen verplant. ;) Also mit den Covern von meinem ersten und zweiten Buch war soweit zufrieden. Ich hatte die Möglichkeit die Idee mit einem Freund zu entwickeln. Wir haben noch Anfängerfehler gemacht, aber es waren die Entwürfe, die wir wollten. :) Aber wirklich zufrieden ist mal als Urheber wahrscheinlich nie., leider oder zum Glück. :D Ich habe vor drei Wochen meinen aktuellen Roman beendet, nach einem Jahr und aktuell suche ich eine Agentur dafür. Das wird sicher noch ein weiter Weg, aber ich hoffe das Beste. Eine sehr düstere, realistische Geschichte und zum ersten Mal ganz ohne phantastische Elemente. Ich hoffe, dass ich ihn dir mal schicken kann, wenn ich einen Verlag dafür finde.

        Liebe Grüße,
        Christian

        P.S.: Übrigens fand ich zum Beispielt das Cover für “Nacht ohne Namen” wirklich großartig und stylish. :)

  4. Also ich, als Grafikerin und Druckerin, kann dir allerdigns versichern, das deine Cover Ideen und Versuche bei weitem besser aussehen, als das was manche Bücher letztendlich so verpasst bekommen haben.
    Ich denke das größte Problem bei solchen Cover Gestaltungen, von außenstehenden Grafikern, ist doch, das die den Inhalt des Buches oft gar nicht richtig kennen, nur eine Grobe Zusammenfassung bekommen, und gar nicht genau wissen, wo das Kernstück der Handlung ist. Und vor allem, hängt es ja auch immer davon ab, was will man mit dem Cover erreichen, möchte man damit überhaupt zeigen was die Handlung ist, oder möchte man nur Neugierig machen, oder als Aufhänger dienen und und und.
    An sich gibt es viele Ansätze um ein Cover um zusetzen, die nächste Frage ist halt nur, passt das entstande Cover dann auch zum Inhalt ;-)

    Die Idee mit der Platine, das vom Gesicht in die Stadt überläuft, gefällt mir so sehr gut (ich könnte mir sogar vorstellen, das man das dann noch mehr hervor hebt, mit Effekt Lack, oder Spotlack) hier finde ich es also schon sehr schade, das die Tatsächliche Coverumsetzung doch anders aussieht ;-)
    Ansonsten bin ich allerdings schon irgendwo der Meinung, das man Autoren ruhig mehr bei Gestalltungsfragen mit ein beziehen könnte ;-)
    Vor allem, wenn man dann auch noch solche Bemühungen sieht :-p
    Ich wäre jedenfalls Feuer und Flamme, wenn ich mich an Covergestalltungen setzten dürfte, mit direktem Kontakt zum Autor, um eben genaue Intensionen und ähnliches erhalten zu können ;-)

  5. Also ich, als Grafikerin und Druckerin, kann dir allerdigns versichern, das deine Cover Ideen und Versuche bei weitem besser aussehen, als das was manche Bücher letztendlich so verpasst bekommen haben.
    Ich denke das größte Problem bei solchen Cover Gestaltungen, von außenstehenden Grafikern, ist doch, das die den Inhalt des Buches oft gar nicht richtig kennen, nur eine Grobe Zusammenfassung bekommen, und gar nicht genau wissen, wo das Kernstück der Handlung ist. Und vor allem, hängt es ja auch immer davon ab, was will man mit dem Cover erreichen, möchte man damit überhaupt zeigen was die Handlung ist, oder möchte man nur Neugierig machen, oder als Aufhänger dienen und und und.
    An sich gibt es viele Ansätze um ein Cover um zusetzen, die nächste Frage ist halt nur, passt das entstande Cover dann auch zum Inhalt ;-)

    Die Idee mit der Platine, das vom Gesicht in die Stadt überläuft, gefällt mir so sehr gut (ich könnte mir sogar vorstellen, das man das dann noch mehr hervor hebt, mit Effekt Lack, oder Spotlack) hier finde ich es also schon sehr schade, das die Tatsächliche Coverumsetzung doch anders aussieht ;-)
    Ansonsten bin ich allerdings schon irgendwo der Meinung, das man Autoren ruhig mehr bei Gestalltungsfragen mit ein beziehen könnte ;-)
    Vor allem, wenn man dann auch noch solche Bemühungen sieht :-p
    Ich wäre jedenfalls Feuer und Flamme, wenn ich mich an Covergestalltungen setzten dürfte, mit direktem Kontakt zum Autor, um eben genaue Intensionen und ähnliches erhalten zu können ;-)

    1. Wenn du den Roman an einem Abend schaffst, hast du bestimmt Augenweh. Ist nämlich ein ganz schöner Klopper geworden… So oder so, ich hoffe, dass deine Vorfreude Berechtigung erfahren wird. Um meine Angst, zu enttäuschen, mal ganz galant auszudrücken.

  6. Liebe Jenny,

    nach langer Zeit melde ich mich hier auch mal wieder zu Wort (obwohl ich immer mitlese), um dir zu sagen, dass mir deine Coverentwürfe sehr gefallen!
    Bei “Feenlicht” mag ich vor allem, wie gut die Atmosphäre des Buches durch das Bild transportiert wird. Das Cover des gedruckten Buches ist zwar auch hübsch und atmosphärisch, passt aber lange nicht so gut zum Inhalt, wie ich finde.
    Auch die Zeichnung des Drachen finde ich wunderschön! Mit diesem Bild vor Augen würde ich das Buch jetzt eigentlich gerne nochmal lesen … hm … es steht gleich da drüben im Regal … hm … :-) Da finde ich aber auch das endgültige Cover gelungen.
    Und zu guter Letzt: Das Cover von “Heartware”, das du und dein Freund gestaltet haben, finde ich absolut genial! Da kommt die Genre-Mischung wesentlich besser raus, als beim Cover vom Verlag, das für mich doch hauptsächlich nach Thriller und vielleicht noch ein bisschen SciFi aussieht. Das Filigrane in den Gesichtern und der Skyline und die etwas zurückgenommenere Schrift gewinnt für mich gegenüber den “schreienden” Blockbuchstaben. Mir persönlich gefällt die Version in schwarz am besten, rein optisch, aber auch dem Thriller-Anteil geschuldet. Dennoch finde ich auch das letztendliche Cover ansprechend und hätte es im Buchladen wohl auch dann zur Hand genommen, wenn mir der Name der Autorin nicht bekannt wäre. ;-) Was aber vor allem auch an dem schönen Wortspiel im Titel liegt, sowas mag ich sehr.
    Ich bin auf jeden Fall schon gespannt darauf. :-)

    Ganz liebe Grüße
    Marlene

  7. Wow! Ich finde deine Entwürfe für den Roman um einiges besser. Er drückt die eigentliche Handlung, die ich gerade ja lediglich antizipieren kann, um einiges besser und macht mich persönlich stärker auf den Roman aufmerksam – wenn man mal von deinem Namen auf dem Buchdeckel absieht (!). Ich kann zwar in gewisser Weise nachvollziehen, dass Verlage in solchen Angelegenheiten sicherlich etwas eigen sein können, aber warum sie nicht auf so gute Vorschläge der Autoren eingehen, ist und bleibt mir ein Rätsel!

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