Teil zwei – Kapitel 6 + 7
Wie schnell die Zeit vergeht. Heute kommt unser letzter Leseabschnitt – das Ende von Teil zwei. Es ist eine sehr emotionale Passage für mich, und ich schütte euch gern mein Herz in den Kommentaren aus, wenn ihr mich mit Fragen löchern wollt.
Und morgen erscheint bereits der Roman! Wenn ihr bis hierhin mitgelesen habt und neugierig seid, wie es weitergeht, könnt ihr ein Buch gewinnen. Der Verlag ist so nett, 5 Exemplare unter allen zu verlosen, die im Lauf der letzten Wochen unter den Textauszügen einen Kommentar hinterlassen haben. Wenn ihr das also bisher noch nicht getan habt, könnt ihr es heute nachholen – es reicht, wenn ihr Hallo sagt. Ich wünsche euch viel Glück und weiterhin viel Spaß beim Lesen, und ich bedanke mich herzlich, dass ihr mich so lange begleitet habt!
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6.
Es war in manchen Straßen so finster, dass Laurien sich wie blind fühlte. Nur das Knirschen der Wagenräder im Schnee war zu hören und Perakíns Atem dicht neben ihr. In der Dunkelheit stellte sie sich vor, es gebe keine Körper mehr. Keine Körper, die entstellt werden konnten, keine Körper, die starben. Nur noch Empfindungen und Geräusche – eine endlose Nähe, in der alles eins war.
„Wie ist dein Name?“, fragte er.
Sie wollte nicht lügen. Schlimm genug, dass ihre Erscheinung bereits eine Lüge war.
„Ich … ich habe das Gefühl, ich weiß nicht mehr, wer ich bin“, murmelte sie.
Er schwieg. Sie glaubte, es sei ein friedliches Schweigen. Doch sie hörte ihn die Nase hochziehen.
Dann erreichten sie das Stadttor, das von Fackeln erhellt war, doch mit ihrer Fracht wurden sie selbst in tiefster Nacht hinausgelassen. Alle fürchteten die Krankheiten, die sich ausbreiteten, wenn man Tote nicht schnell genug fortschaffte.
Laurien und Perakín überquerten den Katzenrachen. Noch immer schwelten hier und da in der Tiefe Pechfeuer von der Schlacht und warfen einen unheimlichen roten Widerschein nach oben. Der Schmorgeruch wurde nicht weniger, als sie die Brücke hinter sich ließen. Vor den Mauern verstreut gab es mehrere Scheiterhaufen, die meisten heruntergebrannt, und Qualm hing in der Luft wie schwarze Nebelschwaden. Schatten nahmen Reißaus, als Laurien und Perakín einen der Scheiterhaufen ansteuerten.
„Für die wilden Hunde und die Raben hat sich die Rebellion gelohnt“, murmelte Laurien.
„Sieh an – noch jemand, der an der glorreichen Rebellion zweifelt. Ich wusste nicht, dass wir so viele sind, bis …“ Er warf ihr einen Blick zu. „Weißt du, wer ich bin?“
Sie zögerte.
Er schien ihr Schweigen für ein Nein zu halten und erklärte: „Ich bin Perakín, Sohn von Fürst Githeon. Der Sohn, der sich geweigert hat, die Prinzessin für Heganen zu entführen. Vielleicht hast du davon gehört. Nein?“ Er zuckte die Schultern. „Seitdem scheint mir jeder Dritte anvertrauen zu wollen, dass er ebenfalls unzufrieden damit ist, wie die Dinge laufen. Es gibt nicht wenige von uns.“ Er zog wieder die Nase hoch. „Du musst vorsichtiger sein, wem du deinen Unmut zeigst. Denn auch wenn viele gegen Heganens Thronbesteigung sind, sind noch mehr dafür. Und ich weiß nicht, was aus den Zweiflern wird, wenn er erst die Krone trägt.“
„Er wird sich nicht krönen lassen“, sagte sie entschlossen.
„Du scheinst dir da sehr sicher zu sein.“
Sie öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Schließlich fand sie etwas, das sie sagen konnte, ohne zu lügen: „Ich habe meinen Glauben an ihn noch nicht verloren.“
Als sie den rauchenden, fast zur Glut heruntergebrannten Scheiterhaufen erreichten, lehnten sie sich gegen den Karren, um zu verschnaufen. Gedankenverloren betrachtete Laurien die verkohlten Überreste im Feuer, die einmal Menschen und Elfen gewesen waren. Ihr fiel auf, dass die Umstände sogar noch unromantischer waren als in der ersten Nacht, die sie mit Perakín allein gewesen war, damals vor zwei Jahren. Sie konnte sich nicht helfen – sie musste auflachen.
„Hm?“, machte er.
„Es ist verrückt, aber … ich bin glücklich. In diesem Moment bin ich glücklich. Wir kennen uns nicht. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass wir uns nahestehen. Und dass das mehr bedeutet als alles andere, mehr als diese verfluchte Rebellion.“ Sie hatte schnell und leise gesprochen, aber er hatte sie verstanden. Er schien rot anzulaufen. Vielleicht war es auch nur der Widerschein der Glut. Instinktiv wollte Laurien sich die Haare vor das Gesicht streichen, aber mitten in der Bewegung hielt sie inne, erinnerte sich an die Freiheit, die sie hinter der Maske der Verwandlung besaß, und streckte stattdessen die Hand nach Perakín aus. Sie berührte seine Wange. Er regte sich nicht und für eine kleine Endlosigkeit stürzte sie in den Abgrund seiner Augen.
„Dein Gesicht ist warm“, murmelte sie. Die Worte kamen ihr hohl vor. Was sie eigentlich meinte, war, dass sie seine Lebendigkeit spürte. Sie spürte das rauschende Blut unter seiner Haut, spürte seinen Herzschlag und die knisternde Kraft in seinem Körper, bereit, sich in Bewegung zu entladen. Der Tod um sie herum bedrückte sie nicht mehr. Im Gegenteil, er machte ihr bewusst, dass sie noch da war.
Sie beugte sich vor und küsste Perakín auf die Wange. Da er nicht zurückwich, glitten ihre Lippen zu seinem Mundwinkel. Sie war so froh, dass er nicht gestorben war … Bei der Vorstellung, wie kostbar er war und wie leicht er verletzt werden konnte, erschauderte sie.
„Wer …“ Er räusperte sich. „Wer bist du?“
Seine Verwirrung war so süß, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. „Stell keine Fragen. Bitte. Denk nicht nach.“
Sie küsste ihn auf den Mund, erst zart, dann sehnsüchtiger. Fuhr mit den Fingern über seinen stoppeligen Kopf zu seinem glatten, muskulösen Nacken. Er war alles, was sie wollte. Alles, was sie wirklich je gewollt hatte. Der Sieg über Ivenhall hatte sich wie nichts angefühlt. Ihn zu berühren, fühlte sich wie der wahre Grund für ihr Dasein an.
Er schob sie sanft zurück. Betrachtete sie im Glutschimmer, umwölkt vom weißen Dunst ihres Atems. Er schien etwas fragen zu wollen. Doch stattdessen glitt seine Hand unter ihre Haare, in ihren Nacken, und zog sie wieder zu sich heran. Ihre Lippen verschmolzen. Wieder und wieder, als müssten sie sich die Hitze ihres Atems teilen. Er strich über ihre Schultern und ihre Taille und verlor langsam seine Zurückhaltung. Als er ihren Hals küsste, ließ sie den Kopf zurücksinken, ließ zu, dass er sie an sich presste, seine starken Hände unter ihrem Umhang. Sie wollte nicht nachdenken, keine Zweifel mehr haben. Nur fühlen.
Ihre Knie gaben nach, sie sank zu Boden und zog ihn mit sich, über sich, in ihre Arme. Für einen Moment wich er zurück und sah sie sehr ernst an.
„Ich will wissen, wie du heißt.“
Sie legte die Lippen an sein Ohr, konnte sich aber immer noch nicht überwinden zu lügen, und gab ihm stattdessen Küsse. Das ließ ihn seine Frage vergessen. Etwas Ungeduldiges lag jetzt in seinen Zärtlichkeiten. Auch sie wollte mehr von ihm, öffnete seinen Gürtel und die Haken an seinem Wams. Irgendwo zwischen den Kleiderschichten fanden ihre Finger seine Brust und seinen Bauch, überraschend zart und haarlos und solche Hitze ausstrahlend, dass sie fast verwundert war, dass er nicht leuchtete. Auch er hatte sich einen Weg unter ihre Gewänder gesucht und berührte sie … berührte den Körper, der für eine Nacht ihr gehörte. Es war seltsam, ungewohnte Formen an sich zu spüren. Aber die Wirkung, die sie auf ihn hatten, waren dieses Unbehagen wert. Sie sahen sich in die Augen und für einen Moment schien die Zeit stillzustehen. Fast ohne zu wissen, was sie tat, schloss sie die Beine um seine Hüften und er sank über sie und drang in sie ein.
Es tat weh. Ein unerwarteter Schmerz, der ihre Verwandlung zu durchbrechen schien und sie in ihrem wahren Wesen traf. Sie hatte noch nie … Als sie zu ihm aufblickte, sein Gesicht direkt über ihrem, den Himmel wie einen Reif um sich, begriff sie, dass es für ihn nicht das erste Mal war, und dieser Gedanke erfüllte sie mit flackernden Schatten.
Er hielt inne, seine Lippen an ihrem Ohr. Ob er ahnte, was in ihr vorging? Sie wollte nicht, dass er aufhörte … Sie begann sich zu regen, aber er hielt sie fest und lächelte entschuldigend.
„Warte“, flüsterte er.
„Bitte …“
Er seufzte, dann zog er sich aus ihr zurück – gerade rechtzeitig.
„Tut mir leid“, sagte er. „Tut mir leid, ich … hab dich gewarnt.“
Sie zog ihn wieder an sich und küsste ihn. Sie war so überwältigt von widersprüchlichen Gefühlen, dass sie nicht verhindern konnte, dass ihr Tränen aus den Augen rannen. Er fühlte die Feuchtigkeit und sah sie erstaunt an.
„War das dein …? Warum hast du nichts gesagt?“
„Ist doch egal.“
„Du bist ja verrückt. Wieso …? Du Verrückte!“
Er setzte sich auf und schloss unsicher ihre Kleider. Das amüsierte sie.
„Du musst kein schlechtes Gewissen haben.“
Er schien nicht recht überzeugt. Schließlich schüttelte er den Kopf. „Warum ich?“
„Und warum ich?“
Er suchte nach Worten. Gab auf und starrte ins Feuer.
„Es war mir nicht wichtig“, erklärte sie.
Leise erwiderte er: „Das verstehe ich.“
Sie rückte näher. Er legte einen Arm um sie, ihr Gesicht beobachtend, ob es ihr recht war. Sie lehnte den Kopf an seine Schulter, und für eine Weile versuchte sie nur, das zu genießen und sich alles einzuprägen, um sich später daran erinnern zu können.
„Mit wie vielen warst du schon zusammen?“, fragte sie.
Er wand sich ein wenig. „Ein paar.“
„Warst du jedes Mal verliebt?“
„In keine. Es waren Begegnungen für eine Nacht.“
„So wie ich.“
„So wie du“, gab er zu. „Ich glaube nicht, dass ich mich innerhalb eines Abends verlieben kann. Das liegt nicht an dir.“
Sie lächelte. „Das habe ich auch nicht erwartet. Dinge, die man für bedeutungsvoll hält, können ihre Bedeutung verlieren. Und vielleicht ist das gut so.“
Er schien nachzudenken und schüttelte wieder den Kopf. „Es ist nicht bedeutungslos. Wir kennen uns vielleicht nicht, doch wir sind uns nah. Wir sind uns gegenüber aufrichtig. Ich habe … Ich glaube, wir beide haben getötet. Und haben Kameraden sterben sehen. Alles ist vergänglich. Flüchtig. Aber das macht es nicht bedeutungslos. Ich weigere mich zu glauben, dass nur Dinge von Dauer von Bedeutung sind.“
Sie dachte darüber nach. Diffuse Erinnerungen flackerten in ihr auf. „Ich mag die Vorstellung nicht, dass du getötet hast.“
„Es ist die Wahrheit.“
Faisah in den Flammen. Ihre Mutter, deren Leben und Tod so unnütz gewesen waren. All die Unbekannten, die Laurien im Kampf besiegt hatte. Sie schauderte, weil die Erinnerungen wie etwas Kaltes, Abscheuliches in ihr hausten.
Dann sagte sie: „Ich weiß, dass es in dieser Welt nichts gibt, wofür es sich zu kämpfen lohnt. Weil alles eine Lüge wird, sobald man darum kämpft. Ich glaube, die Liebe ist das Gegenteil von Kämpfen. Man sehnt sich nach etwas, ohne zu versuchen, es zu bekommen. Und trotzdem … ist es so schwer, das Kämpfen aufzugeben und die Sehnsucht auszuhalten.“
Lange schwieg er, bis er fragte: „Sehnsucht wonach?“
„Eine bessere Welt wahrscheinlich. Aber wenn ich ehrlich bin: Ich will über die Welt nicht mehr nachdenken. Ich werde mich nach dieser Nacht sehnen. Nach diesem Moment mit dir.“
Sie wollte mehr sagen, aber Tränen erstickten ihre Stimme.
Er legte die Hände um ihre Wangen und sah sie an. „Es ist nicht bedeutungslos“, flüsterte er. „Nicht für mich.“
Wenn er nur wüsste, wie viel es ihr bedeutete! Aber sie war nicht so aufrichtig ihm gegenüber, wie er dachte, jedenfalls nicht, wenn sie redeten. Erneut zog sie ihn auf sich herab, diesmal gefasster und weniger ungeduldig.
„Willst du mir immer noch nicht verraten, wie du heißt?“, fragte er zwischen ihren Küssen.
„Nein.“
Er lächelte resigniert.
Beim zweiten Mal ließen sie sich mehr Zeit. Er öffnete ihren Waffenrock und das Hemd, das sie darunter trug, und sie bewunderten beide ihre makellosen Brüste mit den blassen Höfen. So, wie er sie berührte, ließ sich leicht vergessen, dass es nicht ihr Körper war. Als er in sie eindrang, glaubte sie zu schmelzen, und auch der Schmerz schmolz fort. Wie eine Welle, die an einer Klippe bricht, stürzte sie in sich selbst zurück, wirbelnd und wirbelnd in einem Glück, das vollkommen und tief war wie die Winternacht.
„Du bist so schön“, flüsterte er, als er sie danach in den Armen hielt.
Es brach ihr das Herz. Sie schloss die Augen.
„Ich will dich wiedersehen“, sagte er.
„Weil ich schön bin?“ Sie schaffte es gerade so, es wie eine Frage und nicht wie einen Vorwurf klingen zu lassen.
„Ich habe gesagt, dass ich mich nicht innerhalb einer Nacht verlieben kann. Aber es fühlt sich an, als würde ich dich kennen. Das hier ist besonders. Du bist besonders.“
Sie löste sich aus seinen Armen, stand auf und schloss ihre Kleider. Sie fühlte sich immer noch, als bestünde sie mehr aus Sternen und Wolken denn aus Fleisch und Blut, aber Traurigkeit überschwemmte sie. Sie war eine Lügnerin und er sagte dieselben leeren Floskeln offenbar zu jeder.
„Kümmern wir uns endlich um die Toten.“ Sie packte eine der Leichen und zog sie vom Karren. Abermals vergaß sie, wie schwach ihr fremder Körper war, und Perakín musste sie stützen, als sie unter dem Gewicht strauchelte. Gemeinsam warfen sie die Leiche auf den Scheiterhaufen. Funken wirbelten auf. Laurien hätte weinen können. Nichts hatte Bedeutung.
Aber sie weinte nicht.
„Wir sollten das Feuer mit etwas Holz schüren“, sagte sie.
Er strich ihr Haar zur Seite und küsste sie auf ein Ohr. Es fühlte sich nur noch kameradschaftlich an. „Du solltest Befehlshaberin werden.“
Sie brachen zwei Bretter aus dem Karren und schoben sie in die Glut. Als die Flammen daran emporleckten, übergaben sie auch die restlichen Toten dem Feuer. Ein beißender Gestank breitete sich aus, an den sie allerdings beide gewöhnt waren. Nach getaner Arbeit sahen sie ins Feuer und Laurien kniete nieder, um ein wenig Schnee aufzuheben und wieder herabrieseln zu lassen – eine elfische Geste, um von den Toten Abschied zu nehmen.
„Hast du von deinen Eltern auch zwergische Bräuche gelernt?“, fragte er.
Sie schüttelte den Kopf, immer noch unfähig, eine Lüge auszusprechen.
Dann zogen sie den Karren zurück Richtung Stadt. Davon, wie sie nebeneinander im Gleichschritt gingen und ihre Hände sich am Holz berührten, wurde Lauriens Traurigkeit ein wenig aufgeschoben. Wenn sie nachdachte, wusste sie, dass sie etwas Falsches getan hatte und dass sie Perakín vielleicht nie mehr so mögen würde wie zuvor. Aber im Moment wollte sie noch nicht nachdenken. Und fast war ihr, als liege in ihrem Fühlen eine größere Wahrheit – die Wahrheit, dass vielleicht doch alles gut war.
Hinter den Felsplateaus, auf denen Ivenhall thronte, erbleichte der Himmel, sodass der Eisenturm sich abzuheben begann. Viel Zeit blieb nicht, bis der Zauber verfliegen würde. Aber die Endlichkeit dieser Nacht machte die letzten Momente intensiver.
„Es wirkt wie eine Wunde“, sagte sie und wies auf den Katzenrachen, der die Stadt umgab. „Als hätte jemand das Herz des Reiches herausgeschnitten.“
Sie merkte, dass er etwas sagen wollte, aber es zurückhielt.
Endlich fasste er den Mut: „Ich muss dich wiedersehen. Warum machst du so ein Geheimnis um deinen Namen?“
„Wir werden uns noch begegnen.“
Den Rest des Weges sagte niemand mehr etwas, aber ihr Schweigen war von vielen Blicken erfüllt und sie lächelten. Laurien ließ ihre Hand über seine gleiten und ihre Finger verschränkten sich. Eine Ahnung von Helligkeit verlieh den Dingen nun Umrisse, doch es blieb bei dieser Ahnung. Als würde der Morgen die Nacht im Nacken küssen und nicht gehen lassen wollen.
Sie erreichten das Krankenlager in der verfallenen Villa, und das jüngste Tageslicht saugte an den Schatten in den Straßen. Perakíns Gesicht schimmerte so grau und unwirklich vor Laurien, als würde sie sich schon nur noch an ihn erinnern.
„Gehst du zurück zum Elfenlager? Ich begleite dich“, bot er an.
„Nein. Ich will nicht, dass uns jemand zusammen sieht.“
„Dann werde ich bei der Frühstücksausgabe die Augen nach dir offen halten. Und dich nicht grüßen.“ Er lächelte, Unsicherheit im Blick.
„Bis dann, Perakín.“
Er zog sie noch einmal an sich, als sie sich schon zum Gehen wandte, und küsste sie. Sie hatte gehofft, dass er es tun würde, doch nun gelang es ihr nicht mehr, etwas anderes zu empfinden als Traurigkeit.
Sie löste sich und lief die nächste Treppe hinauf. Begann zu rennen. Im Rennen merkte sie, wie ihr Körper sich veränderte, stärker und schneller wurde, und als sie sich die Tränen von den Wangen wischte, spürte sie ihre vernarbte Haut.
Er würde es nie erfahren. Ihr Herz würde von jetzt an und für immer in ihr begraben sein wie in einem Sarg.
Als sie den Palast erreichte und aufblickte, wirkte der Winterhimmel über ihr riesig und dabei so verletzlich, ein Blütenblättergewebe über dem Abgrund der Welt.
*
*
7.
Als Laurien am Morgen zu Heganens Versammlung kam, die diesmal im engsten Kreis der Generäle und Verbündeten stattfand, saß Perakín neben seinem Vater Fürst Githeon. Die Schatten unter seinen Augen waren etwas dunkler, ansonsten verriet nichts an ihm, was letzte Nacht passiert war. Er schenkte Laurien keine Beachtung, nicht einmal einen Blick wie sonst. Sie zwang sich, jetzt nicht darüber nachzudenken, sondern sich auf das Gespräch zu konzentrieren.
„… werden die Fürsten von Dotha, Karuten und Morigatha Euch als König von Ivenhall anerkennen, wenn Ihr Prinzessin Kanemô ehelicht und den Thronfolger, der aus der Ehe hervorgeht, zu gegebener Zeit mit einer Tochter jener Familien vermählt“, berichtete General Fangren, der von seiner Reise durch den Osten zurückgekehrt war, um mit den Fürsten zu verhandeln.
Heganen stand mit ausgebreiteten Armen neben seinem Stuhl, denn zwei Schneider nahmen soeben die letzten Änderungen an seiner neuen Garderobe vor. Es tat Laurien weh, den Rebellenführer in Prunkgewändern zu sehen. Bevor er die Rebellion gegen Ivenhall begonnen hatte, war Heganen ein Bauer gewesen, tief in den wilden Ostterritorien des Reiches. Mit seiner kräftigen Statur und seinem energischen, markanten Gesicht strahlte er den Stolz eines Wilden aus. In Lumpen hatte er die Massen bewegen können und war Hoffnungsträger der unterworfenen Länder geworden. Aber nun, da der Schmutz von seiner Stirn gewaschen war, sein Bart gestutzt und gewachst, und Goldbrokat seinen Hals einschnürte, wirkte er wie ein dressiertes Tier.
„Eine Osttochter soll Frau meines künftigen Sohnes werden. Den Wunsch kann ich den Fürsten erfüllen“, sagte Heganen und schmunzelte. „Doch erinnere die Rebellionsgegner auf deiner nächsten Reise, Fangren, dass mein Sohn nicht zwingend König wird – und seine Frau nicht zwingend Königin. Wir haben schließlich dafür gekämpft, dass nicht mehr das Blut entscheidet, wer herrscht, sondern das Volk. Nach mir wird König, wer am besten dafür geeignet ist, und sei es das Kind eines Abfallsammlers!“
Die Generäle und Verbündeten trommelten mit den Fäusten auf die steinerne Tischplatte. Laurien tauschte einen besorgten Blick mit ihren Freunden Erinian und Savionne. Inzwischen sprach Heganen offen darüber, dass er den Thron besteigen wollte.
„Die Ostfürsten werden das nicht gern hören“, sagte Fangren grimmig. Obwohl er der Überbringer der schlechten Nachricht sein würde, funkelte in seinen Augen Genugtuung. Er selbst war Abkömmling eines kleinen Fürstentums, das sich der Rebellion angeschlossen hatte, und obwohl es die Erbfolge von Vater zu Sohn beibehielt, hatte es Krieg geführt, damit der König künftig gewählt würde.
„Die Ostfürsten werden sich damit zufriedengeben müssen. Ich glaube, sie fürchten einen offenen Krieg gegen uns“, warf Mamres Bärenklaue ein, eine kleine, runde Kauffrau aus Andigora, die die Rebellion mit Gold und keiner geringen Anzahl frei gelassener Sklaven aus ihren Minen unterstützt hatte.
Gelächter erscholl.
„Ich bin zuversichtlich, dass wir mit den Ostfürsten einig werden. Oder dass sie zumindest davon absehen, unsere Feinde zu unterstützen“, sagte Heganen und wandte sich Laurien zu. „Was sagen die Weisen vom Brunnen zu meiner Hochzeit mit der Prinzessin? Die Herrin Alarion und der Herr Niran erscheinen nicht mehr zu meinen Versammlungen, obwohl ich sie ausdrücklich eingeladen habe. Ich weiß, es gefällt ihnen nicht, dass ich den Königstitel annehmen werde. Aber es wird Tausenden das Leben retten. Hast du ihnen das verständlich gemacht?“
Laurien erwiderte den Blick des Rebellenführers eindringlich. „Mein Volk hat immer noch Bedenken.“
„Aber in Heganens Braut fließt elfisches Blut“, rief einer der Generäle, Sethan, mit einer Entrüstung aus, die Laurien gekünstelt vorkam. „Was könnten die Hohen Elfen dagegen haben, dass eine ihrer Töchter Königin von Ivenhall wird?“
Heganen runzelte erwartungsvoll die Stirn.
Laurien wählte ihre Worte mit Bedacht. „Als die Weisen vom Brunnen euch Unterstützung in der Rebellion gegen König Sagamenon zusagten, hatten wir dasselbe Ziel: Freiheit und Unabhängigkeit für die Territorien. Die Hohen Elfen wollen nach wie vor, dass das Königreich Ivenhall zerschlagen wird. Ihr werdet verstehen, dass mein Volk daher nicht begeistert ist, dass Ivenhall mit dir als König fortbestehen soll.“
Mehrere Getreue Heganens wollten protestieren, doch Heganen hob die Hand, um ihnen Einhalt zu gebieten. „Ich verstehe.“
Für einen Moment erkannte Laurien wieder den Mann in ihm, dem sie in so viele Schlachten gefolgt war – den ernsten, gerechten Mann, der auf seine Vernunft hörte und nicht auf seine Leidenschaften.
Dann fuhr Heganen fort: „Aber die Hohen Elfen müssen einsehen, dass wir das Reich nicht dem Chaos überlassen können. Die uneinigen Territorien müssen befriedet werden, und im Norden und Osten rotten sich Räuberbanden unter der Flagge der Rebellion zusammen, um ganze Landstriche zu überfallen. Jemand muss die Menschen dort beschützen, bis sich stabile Regierungen gebildet haben. In alten Zeiten war das die Aufgabe des Königs – Streit zu schlichten, wo er entsteht. So soll es wieder sein. Ivenhall wird kein Großreich mehr sein, sondern eine Idee der Einheit.“
Laurien erwiderte seinen forschenden Blick, ohne zu antworten. Sie wusste, ihr Schweigen beunruhigte manche Generäle am Tisch. Viele Menschen misstrauten den Elfen und wären sie am liebsten losgeworden, nun, da sie König Sagamenon gemeinsam gestürzt hatten.
Heganen bedeutete den Schneidern innezuhalten und trat vor Laurien. Er legte ihr eine Hand auf den Arm. Seine starke, von Kämpfen gezeichnete Hand, die ihr oft Vertrauen eingeflößt hatte … Sie bemerkte die kostbaren Ringe an seinen Fingern und biss die Zähne zusammen.
„Richte den Weisen aus, dass unser Kampf noch nicht vorbei ist. Ich habe den Territorien Freiheit gebracht. Nun muss ich ihnen auch Frieden bringen. Als Zeichen dafür, wie viel die Menschen den Elfen zu verdanken haben, werde ich eine Tochter ihres Blutes zur Königin machen. Diese Geste ist doch unmissverständlich, oder?“
Sie sah zu ihm auf. „Die Geste kann auf so vielerlei Weisen missverstanden werden, Heganen.“
Er drückte ihren Arm, ehe er zu seinem Schneider zurückkehrte. „Ich habe vollstes Vertrauen in dich, dass du dein Volk überzeugen wirst.“
Nach der Sitzung kehrte Laurien mit Savionne und Erinian in den Hofgarten zurück, in dem die Elfen ihr Lager aufgeschlagen hatten. Inmitten eines Labyrinths aus Rosenhecken und Weiden stand eine weiße Pagode, die vage an Madgar Yhs erinnerte. Es hieß, die Gemahlin König Sagamenons habe sie bauen lassen, um die Sehnsucht nach ihrer Heimat in den Sommerwäldern zu lindern. Laurien und die Elfenkrieger zogen den Hofgarten den düsteren, raucherfüllten Schlafkammern des Palastes vor, denn die Kälte machte ihnen weniger aus als Menschen. Und es gab wohl keinen Elfen, dem es nicht am Herzen lag, nachts die Sterne zu sehen.
Auch Alarion und Niran hatten ihr Lager hier aufgeschlagen. Jedoch verbrachten die Weisen vom Brunnen die meiste Zeit in der königlichen Bibliothek. Es hieß, sie verbrannten alle magischen Schriften, damit die Menschen nie wieder Zugang dazu bekamen. So blass und erschöpft, wie sie aussahen, musste es wohl stimmen.
Sie saßen in der Pagode und tranken warme Butternussmilch mit Orchideennektar. Der Duft versetzte Laurien in die Vergangenheit zurück. Drei Jahre war sie nun schon nicht mehr in Madgar Yhs gewesen, und für einen Moment tauchte ihre Wabenkammer im hohlen Baum vor ihrem inneren Auge auf, in der sie während ihrer Ausbildungsjahre geschlafen hatte, das Rascheln des Schilfs in der Nacht und das Vogelzwitschern am Morgen und vor allem die Gerüche – das Trockenmoos und die Lavendelsträuße in ihrer Matratze, die dampfende Butternussmilch zum Frühstück, der staubige Duft der Wollgräser, die in langen, glänzenden Fäden zum Trocknen von den Zweigen hingen und aus denen die Alten und die Gelehrten in andächtiger Konzentration Marué-Stoff woben.
„Seid gesegnet!“, grüßte Alarion, kühl wie immer, und bedeutete ihnen, an ihrem kleinen Feuer Platz zu nehmen. Laurien, Savionne und Erinian ließen sich nieder. Niran schien mit einiger Mühe seine Reglosigkeit zu überwinden, um vor jeden von ihnen einen Steinbecher zu stellen und mit Butternussmilch zu füllen.
Da die Sonne im Zenit stand, befanden sich alle anderen beim Mittagsmahl. Nichts rührte sich um sie herum. Nur ein wenig frostglitzerndes Herbstlaub taumelte, von einem Luftzug getragen, am Geländer der Pagode entlang. Eine Weile genoss Laurien den heißen Becher in ihren Händen und die kalte Luft in ihren Lungen.
„Ist Heganen bereit, von seinen Heiratsplänen abzusehen?“, fragte Alarion.
„Nein.“ Laurien verkniff sich ein Seufzen.
Alarion trank einen Schluck. „Hast du ihm ausgerichtet, dass wir ihn nicht als König von Ivenhall anerkennen werden? Dass jeder, der sich zum Herrscher des Großreiches erklärt, unser Feind ist?“
„Gebt ihm Zeit. Die Situation ist …“
„Du hast es ihm nicht gesagt“, stellte Alarion fest. „Du widersetzt dich dem Befehl der Weisen.“
„Die Abschaffung von Ivenhall braucht Zeit“, beharrte Laurien. „Heganen hat nicht Unrecht damit, dass Ordnung in das Chaos gebracht werden muss, das der Krieg verursacht hat. Die Territorien brauchen Hilfe, um ihre eigenen Regierungen zu bilden.“
„Ich stimme zu“, sagte Savionne.
„Ich ebenfalls“, bekräftigte Erinian, aber erst nach einigem Zögern.
„Heganen will die Prinzessin heiraten“, sagte Niran in scharfem Ton. „Die Hochzeit darf nicht stattfinden. Das Blut der Könige von Ivenhall muss ausgerottet werden.“
Es war das erste Mal, dass Laurien so harte Worte aus dem Mund eines Weisen vom Brunnen hörte. Einen Moment lang schwiegen alle erschrocken.
Schließlich reckte sich Alarion. „Es darf keinen Menschen geben, der über Bestien herrscht. Das war unser Grund, gegen König Sagamenon Krieg zu führen – und wir werden auch gegen jeden seiner Nachkommen Krieg führen.“
Laurien verkniff sich einzuwerfen, dass das nicht stimmen könne, da die Weisen vom Brunnen in der Vergangenheit mit etlichen Königen von Ivenhall paktiert hatten. Und außerdem hatten sie doch den Zauberkessel zerstört.
Savionne allerdings war nicht so zurückhaltend. Die Befehlshaberin der Wasserklingen warf ein: „Wir haben an der Seite der Menschen gekämpft und waren in den Territorien. Die Dinge können nicht so schnell abgeschlossen werden, wie Ihr es gern hättet.“
Alarion wandte sich demonstrativ an Laurien: „Wir wollen mit dir allein sprechen.“
Laurien nickte Erinian und Savionne zu, die die Augen verdrehte.
„Es war mir wie immer eine Ehre“, sagte Savionne zum Abschied und verneigte sich tief vor den beiden Weisen vom Brunnen.
Erinian entschied sich dafür, ohne Abschiedsgruß zu gehen.
Laurien sah ihnen nach. Dass die beiden fortgeschickt wurden, war ein schlechtes Zeichen.
„Du verehrst Heganen zu sehr“, sprach Alarion leise. „Das beunruhigt uns. Du müsstest doch erkennen, welcher Wandel sich an ihm vollzieht. Laurien … Er will die Königstochter heiraten! Und die Bestien in den Drachentürmen hat er auch noch nicht töten lassen. Weil er sie nutzen will. Er wird ein Kind mit der Prinzessin zeugen. Ein Kind, das ihn liebt und alles für ihn tun wird. Zum Beispiel Bestien gegen seine Feinde hetzen.“
Laurien atmete tief durch. „Was gedenkt ihr zu tun?“
Nun ergriff Niran das Wort: „Um die Prinzessin werden wir uns kümmern. Du stehst Heganen nah. Wenn er sie heiratet und sich krönen lässt, musst du einen Weg finden … ihn zu beseitigen.“
Laurien erzählte Savionne und Erinian nichts von dem Auftrag der Weisen vom Brunnen. Weniger, weil es Verrat gewesen wäre, sondern weil sie es nicht wahrhaben wollte.
„Ich werde noch einmal mit Heganen sprechen“, sagte sie den beiden ausweichend.
Sie suchte ihn in einem der königlichen Prunkgemächer auf, wo er sich von einem Diener rasieren ließ, und beschwor ihn, keine voreilige Entscheidung zu treffen.
Doch seine Antwort war niederschmetternd: „Ich werde die Hochzeit nicht um einen einzigen Tag hinausschieben.“
Laurien konnte ihn kaum ansehen, wie er so seelenruhig unter dem Rasiermesser lag. Sie wandte sich ab und trat vor eins der hohen Fenster. „Die Weisen vom Brunnen werden dich nicht als König von Ivenhall anerkennen.“
„Und das Elfenheer?“, erwiderte er.
Laurien starrte ins Land hinaus, das im Schneetreiben flimmerte. „Zwing mich nicht, eine Spaltung meines Volkes zu provozieren.“
Heganen ließ ein brummendes Lachen vernehmen. „Vielleicht ist eine Spaltung an der Zeit. Du kannst nicht für die Herrscher deines Volkes kämpfen und für die Gerechtigkeit. Eins muss dir wichtiger sein. Wähle.“
„Wie anmaßend, dich selbst als Gerechtigkeit zu bezeichnen!“ Sie drehte sich zu ihm um. Mittlerweile hatte er sich aufgerichtet und wischte sich das Gesicht an einem Tuch ab. Laurien fuhr fort: „Ich habe nicht für die Weisen vom Brunnen gekämpft. Und ich werde auch nicht für dich kämpfen.“
„Sondern für Perakín?“
Sie zuckte zusammen. „Was?“
Er beobachtete sie genau. „Tu nicht so, als wüsstest du nicht, dass Fürst Githeons jüngerer Sohn Gegner meiner Krönung um sich schart. Und das ist es doch, was du mir androhst – dass die Hohen Elfen Perakín unterstützen werden, wenn ich den Weisen vom Brunnen nicht gehorche. Du solltest von allen am besten wissen, dass ich mich nicht von Drohungen einschüchtern lasse, Laurien. Ich werde weiterhin das tun, was richtig ist.“
Sie bebte vor Zorn. War ihr früher nie aufgefallen, wie herablassend er mit ihr sprach? Vielleicht hatte Alarion recht: Sie verehrte ihn zu sehr.
Doch selbst wenn das nun vorbei war, konnte sie ihn nicht … Nein, unmöglich. Sie sah ihn verzweifelt an. Wenn sie ihm nur klarmachen könnte, in welche Lage er sie und sich selbst brachte!
„Was ist nur aus dir geworden?“, fragte sie bitter.
Er warf das Tuch zu Boden. „Ein Aufständischer, der an der Macht ist. Mit all der Verantwortung, die damit einhergeht.“
Sie wollte ihm glauben. So wie früher. Und hatte er nicht Recht? Alles war im Wandel. Bedeutungen veränderten sich. Sie wollte es glauben … doch sie schaffte es nicht.
Sie trat vor Heganen und diesmal war sie es, die eine Hand auf seine Schulter legte. Es machte ihr nichts aus, dass er merkte, wie sie zitterte. „Wenn du die Prinzessin heiratest und dich krönen lässt, stehen wir nicht mehr auf derselben Seite.“
Moin Moin,
schon bin ich doch beim letzten Kapitel (jedenfalls online Kapitel) angekommen. Leider muss ich noch warten, bis meine kleine Buchhandlung wieder geöffnet hat, um mein Exemplar abzuholen, aber ich kann es kaum erwarten, noch weiter in dieses Universum vorzustoßen, und zu erfahren, wie es ihnen denn nun ergehen wird.
Mein Fazit bis her, ich kann die Charaktere irgendwo alle verstehen, sie sind nachvollziehbar in ihrem Handeln und Tun. Auch wenn ich es nicht richtig finde, das sie den Spiegel letztendlich doch genutzt hat, ich glaube ihr ist schon ansatzweise klar, was sie da angestellt hat. Aber die Tragweiter davon, können wir so noch gar nicht erfassen.
(und wenn ich deine Kommentare so lese, denke ich das deine Charaktere auch ein eigenen Leben entwickelt haben, und nicht nur uns als Leser überraschen werden, sondern vielleicht auch etwas dich selbst? ;-) )
Ich freu mich jedenfalls aufs weiter lesen, und danke dir, das du uns schon vorher so hast daran teilnehmen lassen :-)
Grüßle Taroru
Was für ein Zauber, wieder einmal, liebe Deine Weise mit Worten (und mehr) Welten zu weben, die den Lesenden aufnehmen, eintauchen lassen, so ein Traum, und zudem verbindest Du es noch mit so viel Tiefe, Intensität, Sinn- und Zenhaftem. Hier bei Kalt wie Schnee, hart wie Eisen zerreißt es einen ja bereits in den ersten Kapiteln und macht so neugierig, wie sich alles weiter entwickeln wird. Freue mich bereits wahnsinnig auf die Veröffentlichung, Kann es kaum erwarten, das Buch in den Händen zu halten.
Liebe Jenny,
es hat mir sehr viel Freude gemacht, bis hierher mitzulesen. Zum Glück kann ich das Buch ab jetzt aber an einem Stück verschlingen. ;) Das erste Kapitel des heutigen Abschnitts hatte eine ganz eigene, traumhafte und traurige Atmosphäre. In dem zweiten mag ich vor allem die realistische Darstellung, wie sich die Rebellion entwickelt, wie ihr Anführer seine Ideale verrät, Laurien ihre Loyalitäten hinterfragen muss und neue Spannungen zwischen den unterschiedlichen Völkern und Interessensparteien entstehen.
Vor allem wüsste ich aber gerne, was noch alles hinter dem Zauber des Nebels steckt und welches Wissen die Elfen hier verbergen. Ich freue mich darauf, mehr zu erfahren!
Liebe Grüße
Carina
Liebe Jenny,
Ich habe soeben die letzte Seite zuendegelesen und möchte mich einmal ganz herzlich bei dir bedanken. Dafür, dass es dich und deine Geschichten gibt.
Ich freue mich auf Oktober und kann es kaum erwarten wieder in deinen Worten zu versinken.
Danke
Ich hatte es schon einmal zu einem früheren Kapitel ausgeführt: Ich kann klare Parallelen zwischen Kanemô und Laurein erkennen.
Nach ihrer Nacht mit Perakín (wobei man sich selbstredend darüber streiten kann, ob diese Nacht zwischen den beiden tatsächlich stattgefunden hat; war sie zu dieser Zeit doch niemals sie selbst – nicht im Körper und auch nicht im Reden) resümiert sie ihre “Beziehung” zu ihm mit den Worten: “Ihr Herz würde von jetzt an und für immer in ihr begraben sein wie in einem Sarg.” Nicht nur Kanemô läuft somit ohne Herz durch die Welt, nein, auch Laurien verschließt ihr Herz, weil ihre Gefühle sie in zu große Schwierigkeiten bringen. Natürlich lässt sich die Herzlosigkeit auf beiden Seiten unterschiedlich weiter ausführen. Während Laurien selbst den Schlüssel dazu hat, ihr Herz zu befreien und mit Gefühl zu agieren, ist Laurien auf äußere Begebenheiten angewiesen, da sich ihr Herz nicht einmal mehr in ihrem Körper befindet.
Aber doch bin ich nun nur umso mehr gespannt darauf, wie die erste Begegnung zwischen den beiden schließlich vonstatten gehen wird. Und mir scheint, dass Ivenhall dafür wohl der perfekte Ort zu sein scheint: „Als hätte jemand das Herz des Reiches herausgeschnitten.“ ;-)
Ich schließe mich schließlich Luc an: Es war schön über die letzten Wochen bereits häppchenweise einen Einblick in die Geschichte bekommen zu können. Umso mehr freue ich mich aber jetzt auch darauf, die Geschichte weiterlesen zu können, ohne mich auf die Sonntage beschränken zu müssen. Ich bin gespannt, wie sich die Geschichte weiter entwickeln wird!
Lieber Kevin,
danke für deine kluge Bemerkung. Ich freue mich immer wie ein Kind, wenn jemand die Muster oder Symbole in meinen Geschichten ausgräbt und sogar neue entdeckt, die mir gar nicht bewusst waren. Dass Kanemô und Laurien Gegensätze sind und als solche ähnliche Strukturen aufweisen, war eins der großen Vergnügen für mich während des Schreibens. Beide verkörpern für mich einen Weg, als (junger) Mensch mit Verletzung umzugehen, und die meisten von uns gehen beide Wege irgendwann im Leben. Die Frage ist, auf welche Weise man seine Verletzung besser in den Griff bekommt oder sogar überwindet. Das wusste ich selbst nicht, bevor ich die Frage in einer Geschichte durchexerziert habe. Nun ja, “wissen” kann ich es immer noch nicht, Narrative sind ja keine logischen Argumente, sie haben es so an sich, einen zu bestimmten Meinungen zu verführen. Aber anders lerne ich vermutlich einfach nicht dazu.
Ich freue mich sehr, wenn ich dir mit meinen Kommentaren eine Freude machen konnte. Mehr war gar nicht mein Ziel. Außerdem fand ich es einfach schön, meine Gedanken, die ich sonst immer nur für mich allein hatte, tatsächlich mal mit jemandem zu teilen.
Auch in meinem Unterricht machten mir literarische Gespräche immer am meisten Spaß, um unterschiedliche Sichtweisen kennenzulernen. Danke also dafür! :)
Liebe Jenny,
ich schließe mich dem vorigen Kommentar an: Die gemeinsame Nacht der beiden war sehr intensiv und gefühlvoll und trotzdem hängt über alldem die Lüge. Lauriens Gefühle und Zerrissenheit hast du so wundervoll rübergebracht!
Aber ich bin auch froh, dass sie nun wieder sie selbst ist und ihre Stärke (zumindest zum Teil?) wieder zurückhat.
Ich hoffe, sie findet jemanden, der ihr guttut und bei dem sie glücklich werden kann. Ob es Perakin ist oder jemand anderes…
Ich bin gespannt!
Liebe Grüße!
Ich freue mich, dass die Szene so rübergekommen ist, wie ich sie mir vorgestellt habe – traumhaft und irgendwie von tiefer Melancholie unterfüttert. Auf Lügen kann nichts Gutes erwachsen, denke ich. Oder doch? Das Leben ist so vielschichtig, und in Menschen mischt sich das Aufrichtige immer mit den Betrügereien, zu denen uns die Angst treibt. Und trotzdem muss man irgendwie hoffen, dass etwas Gutes daraus entstehen kann. Ich wollte jedenfalls nicht zu hart mit meinen Figuren ins Gericht gehen und sie für ihre Schwächen verurteilen. Aber Konsequenzen gibt es natürlich immer …
Ich liebe deine Bücher so sehr! Ich freue mich schon dieses in den Händen zu halten.
Die Liebesnacht war ja schön… aber dennoch konnte ich sie, genau wie Laurien, nicht zu 100% genießen, da sie sich unter den falschen Prämissen irgendwie falsch anfühlte.
Mir war bislang auch nicht klar, dass sie Heganen so gut und persönlich kannte. Dass sie am Ende die Fronten jedoch so klar setzte, fand ich sehr gut.
So… schon das Ende der Lesesonntage. Einerseits schade, denn das war ein schönes Ritual. Danke dafür, es hat Spaß gemacht, und es ist toll auch einen kleinen Einblick in deine Gedanken zu erhalten. Und in die der anderen Leser. Aber andererseits heißt das Ende der Lesesonntage auch, dass jetzt das Buch erscheint, und wir alle in unserem Rhythmus weiterlesen dürfen.
Nachdem wir dir unsere Gedanken jetzt Kapitel-weise mit dir teilten, können wir dich ja jetzt nicht auf totalen Entzug setzen. Messanger nutzt du ja kaum, gibt es da vielleicht einen anderen Weg den wir nutzen können? Zum Beispiel eine E-Mail Adresse?
Lieber Luc,
ja, diese Liebesnacht war nicht nur schön, oder? Wenn Lügen im Spiel sind, ist Intimität fast nicht zu ertragen, oder alles Gute wirft einen doppelt so langen Schatten. Aber wer hat sich nicht schon einmal verstellt oder sich selbst auf irgendeine Weise versteckt oder gar verraten, um jemandem nahe sein zu können? Na ja, wahrscheinlich eine Menge gesunder, intakter Persönlichkeiten. Aber die erleben dann auch nicht das, woraus große Dramen gemacht sind ^^
Und dass mir eure Kommentare fehlen werden, ist mir auch schon durch den Kopf gegangen. Ihr könnt mir gern eure Leseeindrücke schreiben: post@jennymainuyen.de
Ich würde mich sehr freuen.
Wow, hab heute alles in einem Rutsch gelesen. Irgendwie war mir die Ankündigung dieses Buches bisher entgangen.
Nun habe ich es doch noch “rechtzeitig” gefunden und noch während des Lesens vorbestellt. Hatte damals bereits Nijura, nach anfänglichen Schwierigkeiten, förmlich Verschlungen.
Ich bin gespannt, in welche Richtung die Geschichte noch gehen wird – ich erwarte unerwartete Wendungen :).
Liebe Lena,
in einem Rutsch?! Mein Gott, da hast du aber lang vor dem Bildschirm gehangen. Gut, dass du den Rest lieber auf augenschonendem Papier liest. :) An der Verlosung willst du aber trotzdem teilnehmen, oder?
Liebe Jenny,
hat Perakin möglicherweise nicht auch die leichte Verschiebung des Gesichts wahrgenommen wie Laurien auf der Brücke bei dem geheimnisvollen Mädchen?
Das habe ich mich mehrmals gefragt.
Liebe Grüße
Monika
Das ist eine interessante Überlegung. Um ehrlich zu sein, Perakín war während des Schreibens für mich lange nicht einsehbar. Ich wusste lange nicht, was er denkt und fühlt, aber das war auch wichtig, um mich wirklich in Laurien hineinfühlen zu können. Später offenbart Perakín natürlich noch, was in ihm vorgeht. Aber bis dahin war er eine black box.
Liebe Jenny,
wie sehr Dein nächstes Buch von mir ersehnt wurde! Geschichten sind wie sie sind, wie das Leben auch.
Entscheidend ist aus WAS heraus sie entstehen,erscheinen,Gestalt und Tiefe annehmen und natürlich die Schönheit Deiner poetischen Sprache .Also jenseits des verstandesmäßigen Konstrukts.
Es hat mich vor allem das letzte Kapitel glühend mitgerissen …
Dankeschön für das Teilen des Beginns und die vielen ehrlichen und inspirierenden Antworten. Mich glücklich schätzend von Dir zu lesen und zu erleben güßt Dich von ganzem Herzen
Monika
Liebe Monika,
danke dir für deine lieben Worte. Ich freue mich sehr, dass die Geschichte dich bis hierher mitnehmen konnte! Und auf den nächsten Roman wird niemand lange warten müssen – schon im Herbst kommt dann mein nächster Roman (über Drachen) raus … Da werde ich auch wieder eine Vorab-Leseaktion hier auf dem Blog veranstalten.
Liebe Jenny! Ich kann es kaum erwarten ein Exemplar davon in mein Bücherregal zu stellen !
Ich bin seit dem Buch Das Drachentor und freu mich auf jedes weitere um es zu verschlingen.
Mach weiter so ich freu mich auf das neue Buch.
Ich finde, dass dein Sprachstil eine gute Mischung aus fantasy-klassisch altertümlich und gleichzeitig glasklar ist. Ich freue mich schon auf den neuen Roman! Grüße, Siobhán
Richtig gut, habe auch Nocturna und Nacht ohne Namen geliebt. Würde gern mehr lesen!