21. September 2014

4. TESTLESE-WOCHE

Habt ihr euren Morgenkaffee, das Butterbrötchen, die Cornflakes griffbereit? Die Kinder aus dem Zimmer gescheucht? Den Kater auf den Armen? Dann kann es weitergehen mit NoN!

Letzte Woche gab Isabel Arouk, die rätselhafte Traumdeuterin im Hotel WARKONIA, mehr schlecht als recht Auskunft über Canons Zustand und Verbleib. Zum Glück hatte Nicki noch den Hinweis aus seiner Wohnung: Einen Zettel, auf dem TITANIC stand. Und zum Glück gibt es Internet auf smart phones, sodass Nicki erfuhr, dass ein Restaurant dieses Namens in Berlin existiert. Dorthin brach sie auf…

Aber ob sie Canon im TITANIC endlich findet, das wird in diesem Kapitel noch nicht herauskommen. Denn auf der langen Bahnfahrt versinkt Nicki in Erinnerungen. Und man erfährt, wie sie Canon überhaupt kennengelernt hat.

Ich hoffe, darauf seid ihr genauso neugierig wie auf den Fortgang der Suche, und wünsche euch viel Spaß beim Schmökern!

Gespannt auf eure Nachrichten:

Jenny

 

 

 

Der Einfall des Lichts

 

Wenn man auf engstem Raum mit einer Frau lebte, die täglich mit ihren eigenen Launen ins Gehege kam und noch dazu erziehungsberechtigt war – was für ein schreckliches Wort! –, dann entsprach Privatsphäre einem seltenen und kostbaren Gut, das man außerhalb der vier Wände suchen musste. Die öffentlichen Verkehrsmittel waren dabei nicht unbedingt das, was einem zuerst in den Sinn kam. Aber Nicki hatte ihre Gründe, warum sie auf abgewetzten, Kaugummi verklebten, bierdurchtränkten Sitzen, eingepfercht zwischen überforderten Müttern und scheeläugigen Saufnasen, immer noch am besten nachdenken konnte.

Zum einen verband sie mit der Bahn Canon. Sie hatten sich nie außerhalb eines Waggons getroffen, und mit ihm wurde jedes Sitzviereck mit Fenster ein Zuhause. Zum anderen mochte Nicki es, in Bewegung zu sein. Draußen flog die Stadt vorüber. Sie konnte Dinge beobachten, ohne mit ihnen in Kontakt zu geraten, [kommentierbar id=”48″]und das war gut.[/kommentierbar]

Zugegeben verlor das Fahren seinen Reiz, wenn es so voll war, dass man keinen Sitzplatz mehr bekam. Darum mied sie, wenn sie konnte, bestimmte Strecken und Uhrzeiten.

Jetzt war das natürlich nicht möglich. Sie musste die U-Bahn quer durch die Stadt nehmen und am Zoo noch einmal umsteigen. Zwar brachen nicht mehr die größten Wogen von Berufstätigen auf dem Weg in den Feierabend durch die Türen, aber es wimmelte in jedem Abteil vor Touristen, Familien, Radfahrern, Handwerkern, Betrunkenen, Mädchencliquen und still vor sich hin lesenden Einzelgängern. Nicki hielt sich an einer Stange fest, schloss die Augen und stellte sich vor, in einer anderen Bahn zu sein, an einem anderen Tag … an dem Tag, an dem sie Canon zum ersten Mal begegnet war.

Seltsam, wie die Traurigkeit manchmal, mit der Zeit, eine Blüte entfaltet, die verwunschenen Duft über die Vergangenheit weht. Denn als Canon in ihr Leben getreten war, hatte es sich so ziemlich am Tiefpunkt befunden, und doch versetzte sie sich inzwischen oft mit Sehnsucht dahin zurück.

Es war der 11. Februar letzten Jahres gewesen. Nicki hatte nicht schlafen können. Im Wohnzimmer, wo ihre Mutter ein Date hatte, liefen seit Stunden dieselben schnulzigen Lieder, die niemand außer peinlichen Erwachsenen in Paarungsbereitschaft ertrug. Zweimal hatte Nicki sie schon gebeten, leiser zu sein, weil sie am Morgen in die Schule musste. Um halb fünf hielt sie das Gegackere, Flaschengeklirre und Gitarrengequietsche nicht mehr aus. Sie zog sich an, schnappte sich den Rucksack und ging.[kommentierbar id=”49″] Ihre Mutter kriegte es nicht mal mit.[/kommentierbar]

Wenn man bedachte, dass Nicki die Wohnung nie so früh verließ, stellte ihre Begegnung mit Canon keinen Zufall dar, sondern eine äußerste Unwahrscheinlichkeit, geradezu eine Fastunmöglichkeit, und daher konnte es eigentlich nichts anderes als Schicksal sein.

Die ganze Stadt war in Schnee gebettet. Der Schein der Straßenlaternen breitete sich ungehindert über das Weiß aus, und ein friedliches, feenhaftes Leuchten erfüllte die Nächte. Wenn es nur nicht so bitterkalt gewesen wäre! Aus Gewohnheit stapfte Nicki zur S-Bahn, als wäre es schon Zeit, zur Schule zu fahren. Dabei stellte sie sich vor, es bliebe für immer Nacht … wie wäre das wohl? Ob sich ihre Augen der Dunkelheit anpassen würden, ob sie irgendwann wie eine Katze sehen könnte?

Am Bahnhof wartete sie bibbernd eine zwanzigminütige Verspätung ab, in der sie das Gefühl in ihrer Nasenspitze und ihren Zehen verlor. Die mildernde Wirkung, die der schöne Schnee auf ihre schlechte Laune gehabt hatte, war dadurch verflogen. Mit so fest zusammengebissenen Zähnen, dass ihr Kiefer schmerzte, stieg sie in die eingefahrene Bahn, schmiss sich in eine leere Sitzecke und versuchte zu schlafen.

Das funktionierte natürlich nicht. Sie war viel zu wütend. Und einsam. Mit Augen, die sich vor Schlafmangel wie ausgeschabt anfühlten, starrte sie aus dem Fenster, wo das Panorama ihres Schulwegs von der Dunkelheit verfremdet vorüberglitt … beobachtete, wie die Bahn durch die Haltestelle fuhr, bei der sie immer umstieg … und blieb sitzen. Die Bahn trug sie weiter, viel weiter, weg von ihrem gewohnten Leben. Sie sah Straßen, Brücken und Bürotürme. Wohnanlagen, Trambahnen und Autos. Kanäle. Auf schwarz glitzernden Scherben treibende Schiffe. Leuchtende Theaterhäuser. Die Kuppel des Reichstags. Die Welt kam ihr vor wie ein gläserner Palast, wo hoheitsvolle Leute an langen Tafeln speisten. Sie war ihnen zwischen die Füße geworfen worden wie ein Knochenrest, und eigentlich wäre es allen am liebsten, sie würde nicht existieren. Ihr selbst übrigens auch.

Ein Gefühl überkam sie, das sich wie Vernichtung anfühlte. Stück für Stück löste sie sich auf. Da fanden ihre Finger in der Jackentasche einen roten Edding, den sie aus dem Klassenzimmer hatte mitgehen lassen. Sie zog die Kappe ab, beugte sich vor und malte schlangenartige Monster und Frauen, die sich aus Flammen dem Fenster entgegen wanden. Sie dachte überhaupt nicht nach, was sie da tat. Zeichnen war etwas, an das sie sich immer klammern konnte, so wie ihre Mutter an Zigaretten: Es machte die Situation nicht besser, [kommentierbar id=”50″]aber es lenkte davon ab.[/kommentierbar]

Irgendwann hörte sie Schritte, ohne sonderlich darauf zu achten. Erst als die Schritte innehielten, wurde ihr klar, dass sie nicht alleine war: Zwei Sicherheitsbeamte in voller Montur hatten sich vor ihr aufgebaut.

„Was soll das denn?“

„Du spinnst wohl“, polterte der andere. „Das ist Sachbeschädigung!“

„Ausweis!“

Die Bahn hielt. Nicki rutschte fast vom Sitz. Sie sah die Tür, den Bahnsteig dahinter, überlegte, ob sie, wenn sie nur ihre Schockstarre überwinden konnte …

„Den Ausweis!“

Die Türen blinkten. Mit einem langgezogenen Jaulen setzte die Bahn sich wieder in Bewegung, nahm Geschwindigkeit auf. Der Bahnsteig verwischte.

„Entschuldigung?“

Die Sicherheitsmänner drehten sich um.

Eine Ecke weiter saß ein Mann, nein, ein Junge. Er wirkte älter, weil er ein Cordjackett trug, einen ausgebeulten, schwarzen Strickpullover und ein Hemd. Als er sich erhob, schob er eine Schiebermütze aus der Stirn.

Als sie ihn das erste Mal sah

Den Moment, in dem sie Canon zum ersten Mal sah, hatte Nicki inzwischen so oft in Gedanken abgespult, dass er wie ein ausgeblichener, überbelichteter Film fast nur noch aus Vorstellungen in Zeitlupe bestand. Wie sein längliches Gesicht erschienen war. Seine Hand an der Mütze, als würde er salutieren. Seine Augen, in denen eine geheimnisvolle Traurigkeit schimmerte wie Zucker, der sich in Kaffee auflöst. Vielleicht hatte sie gespürt, wie wichtig er werden würde, und ihn vom ersten Moment an gemocht, aber die Erinnerung an ihre Gefühle war durch das häufige Wiederbeleben und Vergrößern fadenscheinig geworden. Vermutlich hatte sie erstmal dieselbe Mischung aus Peinlichkeit und Misstrauen empfunden, die sie gegenüber allen Jungen [kommentierbar id=”51″]in ihrem Alter empfand.[/kommentierbar]

„Entschuldigung, ich habe hier dieses Ticket und ich bin nicht sicher, ob es das richtige ist.“ Er kam auf die Sicherheitsmänner zu.

„Wo wollen Sie denn hin?“, fragte der eine, während der andere Nicki im Auge behielt.

„Nirgendwo bestimmtes. Ich wollte nur einmal um den Stadtkern von Berlin fahren. Das hier ist doch die Ringbahn, oder?“

„Nein. Das ist …“ Der Mann verstummte, als er den Zettel sah, den Canon ihm hinhielt. Dann tippte er seinen Kollegen an. „Der will uns verarschen.“

Canon lächelte Nicki an. Er hatte ihnen einen gefalteten Zettel mit einem schlafenden Schwein drauf gegeben.

„Ist heute Tag der Jugend oder was?“ Der Mann zerknüllte die Zeichnung. „Ihr kommt beide mit zur Polizei!“

„Was hat sie eigentlich verbrochen?“, fragte Canon seelenruhig.

„Das nennt man Sachbeschädigung, du …“ Der Mann verstummte mitten im Satz. Sein Kollege und auch Nicki folgten seinem Blick – und entdeckten nichts.

Die roten Zeichnungen waren weg.

Einfach verschwunden! Nicki klappte der Mund auf.

Alle schwiegen. Die Bahn rumpelte im nächsten Bahnhof ein. Canon taumelte ein wenig und hielt sich an einer Stange fest.

„Bei der wackeligen Beleuchtung kann man sich irren“, murmelte er. „Ich hab zum Beispiel immer so ein Flimmern vor Augen, wenn ich zu lange in die Lichtröhren gucke.“

Die Sicherheitsmänner starrten ihn an, dann in die Lichtröhren an der Decke. Sie blinzelten. Einer von ihnen beugte sich über Nicki, um die blitzblanke Stelle ganz genau zu untersuchen. Murmelnd wischte er mit der Hand darüber.

„Jedenfalls scheint das Ganze ein Missverständnis gewesen zu sein. Darf ich?“ Canon drängte sich an den Männern vorbei und setzte sich auf den Platz gegenüber von Nicki. Dann hob er die Hand zum Abschied. „Angenehme Schicht wünsch ich noch.“

„Ohne Ticket ist die Fahrt für euch hier beendet.“

Bedächtig zog Canon seinen Geldbeutel aus einer Innentasche des Jacketts. Dann überreichte er den Männern ein für den gesamten Februar gültiges Monatsticket.

Natürlich wollten sie auch Nickis Ticket sehen und dann trotz allem noch ihre Ausweise. Danach blieb ihnen aber nicht mehr viel übrig, als abzuziehen. Schweren Schrittes entfernten sie sich und stiegen bei der nächsten Haltestelle um.

Nun saßen Nicki und der Junge sich allein gegenüber. Sie dachte schmerzlich an die Wimperntusche und den Kajal in ihrer vorderen Rucksacktasche, denn sie war normalerweise nie ungeschminkt vor Menschen ihres Alters. Sie fühlte sich unansehnlich und ärgerte sich gleichzeitig über ihre Eitelkeit, wo doch andere Dinge viel wichtiger waren: Aus den Augenwinkeln bemerkte sie nämlich jetzt wieder die Zeichnungen. Aber sie wagte nicht genau hinzusehen. Sie fürchtete, verrückt zu sein.

„Wie …“

Er schob sich die Mütze zurecht und faltete die Hände zwischen den langen Beinen. „Ein einfacher Zaubertrick. Hat was mit Suggestion und dem Einfall des Lichts zu tun. Wenn ich dir verraten würde, wie es funktioniert, würdest du es nicht verstehen – Fachbegriffe und so. Mit dem nötigen Hintergrundwissen wärst du gar nicht beeindruckt.“

„Ein Zaubertrick.“

„Wie gesagt. Nichts Besonderes.“

„Du könntest im Fernsehen auftreten.“ Ihr Kopf raste. Warum sagte sie von allen Dingen ausgerechnet das Blödeste?

Der Junge schien auch nicht besonders angetan von der Idee. „In einer Talentshow? Ich steh nicht so auf Selbsterniedrigung.“

„Ich meine ja nur. Danke.“

Er sah sie an. Dann betrachtete er die Zeichnungen. „Du bist gut.“

Endlich traute sie sich, wieder hinzusehen. Sie wollte ihn auch nicht die ganze Zeit anstarren. Tatsächlich war alles wieder da. Leuchtend rot. Wie auch immer er das durch Suggestion hatte verschwinden lassen können!

„Weißt du, was mir am besten gefällt?“ Er beugte sich vor und deutete auf den Fuß einer Hyänenfrau, der biegsam aus den Flammen ragte. „Dieser Fuß da. Der bewegt sich richtig. Da hast du Leben eingefangen.“

Nicki hatte den Verdacht, zu erröten. Sie suchte ihre Reflektion in der Scheibe und bemerkte dabei, dass es bereits hell geworden war. Der Himmel wuchs zu zarten rosafarbenen und cremegelben Schichten auf, dazwischen glomm Sonnenlicht. Wie eine Torte mit Kerzen sah es aus.

„Du hast Ahnung vom Zeichnen?“

Er lehnte sich wieder zurück und reckte sich ein wenig. „Ja, ich bin Kunstmaler.“

„Das auch noch.“

Ein scheues Lächeln wischte seinen Stolz wieder weg.

„Wie alt bist du?“, fragte Nicki.

„Ist doch egal.“ Er schwieg einen Moment. „Du?“

„In einem Monat fünfzehn.“

„Ich werde dieses Jahr siebzehn. Aber wie gesagt, ich finde Alter egal. Manche Menschen sind mit fünfzehn toll, und auf einmal werden sie totale Idioten. Andere stecken in ihrem Schneckenhaus fest, bis sie dreißig oder so sind, und plötzlich ändern sie ihr Leben. Wenn man Leute nach ihrem Alter beurteilt, landet man nur bei Vorurteilen.“

Nicki war so sehr seiner Meinung, dass sie einfach nichts sagte. Also fuhren sie eine halbe Station schweigend.

„Das hier ist aber nicht unbedingt das Beste, was ich je gezeichnet habe“, sagte Nicki.

„Hast du noch was andres dabei?“

Sie überlegte. In ihrem Rucksack war noch eine Französischhausaufgabe, deren Rückseite sie vollgekritzelt hatte. Sie kramte sie hervor.

Canon zeigte auf Details, die er besonders gelungen fand und die ihr so gar nicht aufgefallen waren. Noch nie hatte jemand sich mit ihren Skizzen befasst wie er. Ihre Mitschüler hatten sie gelobt und bewundert, das schon. Aber wirklich drauf eingegangen war noch keiner.

Und es hatte sie auch noch niemand kritisiert wie er.

„Du malst wirklich ganz schön lange Oberkörper. Schau mal hier – der Typ da sieht ja aus[kommentierbar id=”52″] wie ein ausgerollter Teig!“[/kommentierbar]

Andere Geschichten.Zwerge

Nicki glühten die Ohren.

Als er merkte, dass sie sich nicht amüsierte, räusperte er sich. „Du zeichnest immer aus dem Kopf?“

„Ja, klar.“

„Dachte ich mir. Um sich zu verbessern, muss man Abmalen. Wenn man nicht lernt zu gucken, und zwar immer wieder, ist man in seinen eigenen Vorstellungen gefangen. Dann malst du für den Rest deines Lebens zu lange Oberkörper.“ Er grinste wieder. „Was natürlich nicht schlimm wäre. Es gibt ja Leute, die seltsame Proportionen haben. Die sind dann dein Fachgebiet.“

„Lustig“, bemerkte sie sarkastisch und kaute auf ihrer Unterlippe. „Es ist doch teuer, Leute abzumalen.“

„Es kostet gar nichts. Schau dich um.“

Sie schauten den Gang hoch und runter. Inzwischen waren sie nicht mehr allein: Die Leute mit den miesesten Jobs, die am frühesten aufstehen mussten, und die Leute, die überhaupt keinen Job hatten, dösten hier und da verteilt vor sich hin.

„Die darf man doch nicht einfach abmalen.“

„Wieso? Die beißen nicht. Solange sie nichts merken jedenfalls nicht. Wie der da vorne.“

Das stimmte. Der Mann, auf den er wies, hatte nämlich nur den Mund offen, die Augen waren zu.

„Du malst die Leute ab, während sie schlafen?“

„Nur deshalb fahre ich Bahn.“

„Hast du was dabei?“

Seufzend glättete er den Zettel, den er den Sicherheitsmännern gezeigt hatte, und hielt ihn ihr hin. „Für mehr war keine Zeit. Das war das erste, was ich in mein neues Skizzenbuch zeichnen konnte, und ich musste es gleich wieder rausreißen.“

Sie betrachtete das Schwein. Ein Lachen brach aus ihr hervor, das sie selbst überraschte, denn sie lachte in letzter Zeit nicht oft. Es versank auch gleich wieder in ihrer Brust, schwelte dort aber kribbelnd weiter.

„Wenn du willst, können wir ja gleich jetzt zeichnen.“

„Ich hab nur liniertes Papier, wenn das …“

„Das geht auf keinen Fall. Und Papier aus meinem Skizzenbuch reiße ich auch nur in äußersten Notfällen, tut mir leid.“ Wieder faltete er die Hände zwischen den Beinen, tippte die Daumen aneinander. „Ich fahre zweimal die Woche zwischen fünf und sieben Uhr mit der Bahn rum. Da sind die interessantesten Gesichter unterwegs. Und vor allem sind sie noch so schläfrig, dass sie sich wenig bewegen. Du kannst ja mal mitkommen.“

„Übermorgen?“

Er strahlte ein bisschen. „Übermorgen.“

„Wo treffen wir uns?“

„Ich steig immer in Neukölln ein.“

„Das liegt auf meinem Schulweg. Dann werde ich schon drin sitzen.“

„Im letzten Abteil?“

„Gut.“

„Leg dir ein Skizzenbuch zu. Schönes, dickes Papier, ohne Linien natürlich. Dann brauchst du zwei Bleistifte mit verschiedenen Härtegraden, vielleicht einen Tintenroller.“

„Und einen Radiergummi.“

„Auf keinen Fall einen Radiergummi! Aus Fehlern lernt man, deshalb niemals die Fehler beseitigen.“

Sie zuckte die Schultern. „Fehler beseitigen ist doch gut.“

Er schmunzelte, dabei hatte sie gar nicht versucht, lustig zu sein. Aber er steckte sie damit an.

Sie redeten noch über dies und das, lauter hochinteressante Dinge, an die sie sich später überhaupt nicht mehr erinnern konnte. Schließlich musste sie zur Schule. Er fuhr bis zu ihrer Haltestelle mit. Erst als sie sich verabschiedet hatten und sie auf sehr leichten, fast schwerelosen Füßen zum Hauptgebäude eilte, fiel ihr im Schneetreiben ihrer Gedanken auf, dass sie ihn gar nicht gefragt hatte, wie er hieß.

 

Nicki öffnete die Augen, als die Bahn hielt. Hier musste sie aussteigen. Sie zwängte sich an warmen Körpern vorbei auf den Bahnsteig und nahm die Rolltreppe ins Freie. Milde blaue Dunkelheit wölbte sich über ihr. Neben der Straße verlief ein Kanal. Gerade trieb eine Fähre mit Lichterketten vorüber. Es sah nur zauberhaft aus, solange man nicht genau hinguckte – dann entdeckte man gelangweilte Leute auf Plastikstühlen, die Sektgläser oder Handys vor der Brust hielten.

Sie setzte sich in Bewegung. Nur ein paar hundert Meter weiter leuchtete es durch die Weiden am Ufer. Im Näherkommen erkannte Nicki die weißlich gelben Buchstaben, die senkrecht an der Hauswand hingen:

T

I

T

A

N

I

C

Ihr war, als schwebte Musik in der Luft. Das Zittern eines Instruments, das sie nicht beim Namen kannte. Vielleicht bildete sie es sich auch nur ein, und was sie hörte, waren ihre vibrierenden Nerven. Nachdem sie ein paar Autos vorbeigelassen hatte, überquerte sie die Straße und eine Brücke. Dann betrat sie das Restaurant.

 

Kommentare

28 thoughts on “4. TESTLESE-WOCHE

  1. Wunderbares Kapitel mal wieder! Sehr bildlich und auch wieder in dieser schönen traum-Sphäre, die perfekt zu meiner melancholischen (Verschmollt trifft es eigentlich besser!) herbststimmung passt :)
    Hach, warum ist nur kein Canon in Sicht?
    Bin gespannt wie es weiter geht!
    Nickis zeichnungen am Fenster finde ich ein bisschen gruselig…
    Du gibst nicht zufällig Zeichenunterriht, oder? ^^

  2. Hey Jenny,

    vorab: Ich liebe deine Bücher und bin sogar irgendwie mit Ihnen großgeworden. “Nijura” habe ich glaube ich gelesen als ich fünfzehn war und mittlerweile bin ich zehn Jahre älter und halte deine Bücher wie ein Heiligtum in meinem Regal. “Das Drachentor” habe ich sogar in dreifacher Ausführung hier stehen (in drei verschiedenen Größen, zwei grüne Cover, ein rotes) und ich freue mich immer wieder, wenn ich in einer Buchhandlung deinen Namen irgendwo sehe. Aber ich muss auch sagen, dass ich mit “Noir” so überhaupt nicht klar kam und auch das neue Buch NoN scheint so überhaupt nicht meins zu sein. Ich kann dabei noch nicht mal genau sagen, was genau mich so stört, aber ich komme irgendwie nicht mehr klar. Auch wenn die Charaktere gut skizziert sind, werde ich mit keinem warm und auch die gesamte Umgebung in der die Figuren leben ist irgendwie nicht mehr meins.
    Vielleicht ist es aber auch die Tatsache, das das Buch in Berlin spielt und ich gerade deine Fantasy-Welten so toll fand. Ich verstehe natürlich, dass man älter und reifer wird und dadurch auch die Bücher mit einem wachsen, aber irgendwie….
    Wenn man mich fragt, wer mein Lieblingsautor/meine Lieblingsautorin ist fällt immer dein Name, aber in den vergangen zwei Jahren habe ich nichts mehr von dir gelesen wo ich dachte “Boahhh… das ist der Wahnsinn!!”
    Wird es irgendwann mal wieder einen klassischen Fantasy-Roman von dir geben?

    Liebe Grüße
    P.

  3. Den Rückblick fand ich sehr gut =) So kann ich mir Canon besser vorstellen und er gewinnt an Tiefe und an Resonanz… Wenn du verstehst was ich meine. Jetzt ist er nicht mehr einfach nur ein Name, dem Nicki nachjagt, sonderm eine Figur, die in die Geschichte situiert ist und ich kann ihn nun durch Nickis Augen sehen. Ein sehr interessanter Blick.
    Btw… mich würde die Geschichte zu deinem Bild interessieren. Es will mir eine Geschichte erzählen, dass spüre ich, doch leider ist mir nicht vollkommen klar, welcher Art diese Geschichte ist =) Vielleicht magst du mir ja ein paar Worte dazu sagen.
    Ah und mir ist noch aufgefallen, dass du auffällig oft das Wort “gucken” verwendest. Dadrüber stolper ich manchmal!!

        1. Ach so. Ja, das sind tatsächlich die Figuren einer Geschichte, die ich zwischen 14 und 15 schrieb. Sie war als Trilogie angelegt, aber ich schrieb nur die ersten beiden Bände… Es geht um eine Wette unter Dieben, wer den Schatz einer geheimen Stadt entwenden kann. Die Zeichnung zeigt Falin, den Kontrahenten der Heldin, und seine Bande von Zirkusartisten. Ihnen gegenüber (zu sehen darunter) steht eine Gruppe nicht sehr freundlicher Zwerge. Aber wo du es sagst – stimmt, sie könnten auch Riesen sein. Das würde ihnen gefallen :D

  4. Der Rückblick ist 1 A! Das Kapitel liefert neue Infos und lässt einen wieder in freudiger Erwartung auf die nächste Woche zurück. Canon ist einfach interessant.

  5. Hallo Jenny,
    Auch ich bin erst seit heute auf dein Lese-Tipps-Projekt gestoßen – so hatte ich natürlich viel mehr auf einmal und nicht das Warten dazwischen :)
    Was mir bei dir schon immer wirklich außergewöhnlich gut gefällt, sind die eigenen Illustrationen. Ich mag es sehr zu sehen, wie die Autoren ihre Welten und Charaktere sehen und finde, dass sie immer auch zu der je beschriebenen Atmosphäre der Geschichten passen (häufig sogar besser, als,illustrierte Buchrücken oder Umschläge, da merkt man oftmals sehr den Fremd-Eindruck). Aber vermutlich ist es eher die Ausnahme, dass die Autoren auch ihre Buchdeckel selbst gestalten (obwohl ich mir das bei dir sehr gut vorstellen könnte).
    Aber natürlich gefällt mir auch der geschriebene Teil sehr! Vielleicht bilde ich es mir ja ein, weil ich es in einem der Kommentare von dir gelesen habe, aber die Geschichte ließt sich vom Gefühl her sehr wie ein Comic! Dieses gleich-in-die-Handlung-Eintauchen und dann mit Rückblenden vorherige Ereignisse schildern..hinzu kommt dein malerischer Schreibstil, der sofort das Kopfkino anwirft :)

    Man freut sich auf jeden Fall auf mehr!
    Dir noch einen schönen Sonntag :)

    1. Hallo Maike,
      freut mich, dass du hergefunden hast! Ich finde Bücher mit Illustrationen der Autoren auch besonders spannend. Schade, dass die Verlage (und vermutlich auch viele Leser) das anders sehen. Hier auf dem Blog ist mir natürlich kein Riegel vorgeschoben, deshalb füge ich meine Skizzen ein, wo es nur geht.
      Ein grandios düsterer Roman mit eindringlichen Zeichnungen ist übrigens “Die andere Seite” von Alfred Kubin, den ich schon einmal in den Kommentaren erwähnt habe, weil ich mir Canons Zeichenstil so vorstelle wie Kubins. Sehr empfehlenswert!
      Dass dich die Erzählweise von NoN an einen Comic erinnert, ist ja famos. Das passt doch perfekt zur Geschichte! Und es führt vor, wie viel klüger die Interpretationen der Leser als die Absichten der Autoren sind ;)

  6. Liebe Jenny,
    das Kapitel hat mir wirklich sehr gut gefallen! Ich liebe auch einfach deinen wunderschönen Schreibstil und die vielen Metaphern, die sich so natürlich und überhaupt nicht erzwungen in den Text schmiegen!
    Besonders schön fand ich auch, dass mir Canon direkt symphatisch war :-). Ich mag seine Art, wie er das Zeichnen und somit übertragen auch die Welt sieht. Das macht ihn für mich so besonders.
    Auch deine Zeichnungen gefallen mir super gut. Sie lassen einen sich alles noch besser vorstellen.
    Es war also ein superschönes Kapitel :-)! Ich kann gar nicht abwarten nächsten Sonntag weiterzulesen!
    Ganz liebe Grüße
    Johanna

  7. Super, dieses Kapitel kam genau zum richtigen Zeitpunkt.Das war wirklich toll, Canon jetzt auch ein wenig kennen zu lernen und zu erfahren wie sie sich begegnet sind. Man merkt, dass er sowohl sehr besonders als auch richtig sympathisch ist, und versteht sofort, warum er Nicki mit der Zeit so wichtig wurde.

    Ich selbst interessiere mich ja eher für Musik als für das Zeichnen, aber ich mag die Bedeutung, die Kunst oft in deinen Büchern hat trotzdem sehr. Bereits in Rabenmond verlieh die Beziehung zwischen altem Kunstmeister und Schülerin dem Buch eine ganz besondere Tiefe. Und so bringst du auch ein sehr persönliches Interesse gut in deine Bücher ein.

    Sehr faszinierend fand ich auch den Zaubertrick, den canon angewandt hat. Dies zeigt uns also, dass er auch schon zu diesem frühen Zeitpunkts einen etwas geheimnisvollen Hintergrund hatte.

    Schönes Kapitel; nichts zu bemängeln:-)

  8. Hallo liebe Jenny,
    ich bin zwar seit dem ersten Kapitel beim Testlesen dabei, habe mich aber bisher nicht gemeldet, da die anderen Leser bereits alles angemerkt hatten, was auch mir an Lob und Kritik aufgefallen wäre, und kann mich der allgemeinen Stimmung hier nur anschließen: ich bin sicher, NoN wird wieder einmal ein ganz besonderes Buch werden!
    Auch dieses Kapitel ist wirklich sehr gelungen und gefällt mir bisher am besten, weil man ein etwas genaueres Bild von Canon erhält und ich es wunderschön finde, dass sie sich nicht an einem Ort treffen, der “still steht”, sondern einem bewegten Ort, nämlich der U-Bahn…das macht den Beginn dieser Freundschaft noch einmal ganz besonders und außergwöhnlich!

    Allerdings ist mir aufgefallen, dass die Kontrolleure ja die Ausweise der beiden zu sehen verlangen, Nicki aber später einfällt, dass sie noch nicht einmal Canons Namen kennt – wenn ich mir vorstelle, dass ich gerade von einem gutaussehenden Jungen auf so geheimnisvolle Weise vor den Kontrolleuren “gerettet” worden bin, würde ich doch auf alle Fälle versuchen, einen Blick auf den Namen auf seinem Ausweis zu erhaschen, wenn er ihn vorzeigt!
    Da würde mich schon interessieren, ob Nicki einfach noch viel zu perplex von ihrer “Rettung” ist, oder Canon einfach seinen Ausweis (absichtlich?) so hält, dass sie seinen Namen darauf nicht sehen kann, etc…

    Ich hoffe, du kannst meinen Gedankengang nachvollziehen :)

    Mach weiter so! Deine Niniel

    1. Hallo Niniel!
      Schön, dass du mit einem Namen und einer Stimme aus der anonymen Leserschaft hervortrittst :)
      Und danke für deinen Hinweis. Ich denke auch, dass Nicki zu aufgeregt und verwirrt ist, um nach Canons Ausweis zu spähen, aber vielleicht sollte das noch mal kurz erwähnt werden. Kommt auf die Überarbeitungs-Liste.

  9. So, jetzt möchte ich auch einmal einen Kommentar verfassen als bisher stille und heimliche Mitleserin.
    Zuerst: Ich liebe deinen Schreibstil, Jenny! Auch NoN ist so schön lebendig und bildhaft geschrieben und hat mich längst gefesselt. Ich sollte mir schon mal Gedanken über einen Platz dafür machen, das Regalbrett mit deinen Büchern (neben anderen) ist nämlich voll… ;)
    An diesem Kapitel habe ich nichts zu bemängeln oder zu kritisieren. Es ist einfach nur wunderschön. :)
    Deine Zeichnungen mag ich auch sehr! :)

    1. Hallo Henny,
      schön, dass du dich zu Wort meldest, da kann ich dich ja jetzt persönlich willkommen heißen :)
      Mein derzeitiger Lieblingsschriftsteller heißt übrigens Hans Henny Jahnn, hat der etwas mit deinem Namen zu tun? Das fände ich ja klasse. Henny ist doch eher selten.

  10. So, fertig gelesen. Klasse Kapitel! Die erste Begegnung mit Canon ist sehr spannend beschrieben und als Tagtraum eingebettet in einer anderen Situation konnte ich mich noch mehr in das Geschehen hineinversetzen. Spannend vor allem deswegen, da hier zum ersten mal ganz offensichtlich ein phantastisches Element eingestreut wird: Der Zaubertrick mit der Suggestion. Unwillkürlich musste ich übrigens an “Das sind nicht die Droiden die ihr sucht!” denken – man verzeihe es mir :)
    Canon fand ich unheimlich sympatisch in diesem Kapitel, nicht nur weil er Nicki vor den Kontrolleuren “rettet” sondern auch weil er sehr stilvoll und gebildet rüberkommt und einige meiner Ansichten vertritt (das Alter ist fast immer egal, aus Fehlern lernt man). Er wurde ja eigentlich erst hier so richtig eingeführt. Schön gemacht! :))

    An dem gesamten Kapitel gibt es von meiner Seite keinerlei Verbesserungsvorschläge, ich finde gut genau so wie es jetzt ist. Ich habe nur eine Rückfrage zu einem eigentlich eher unwichtigen Detail: Du schreibst “Lichtröhren”. Meinst du wirklich Lichtröhren (also eine Öffnung, meist rundlich in Röhrenform aus transparentes Material was Tageslicht in Räume leitet) oder Leucht(stoff)röhren? Ich bin in Berlin noch nicht in der Straßenbahn gefahren und weiß deswegen nicht, ob es dort tatsächlich Lichtröhren gibt. :)

    1. Marius,
      du bist ein knallharter Testleser. Zum Glück! Denn in öffentlichen Verkehrsmitteln werden tatsächlich Leuchtstofflampen oder Halogenröhren verwendet und nicht Leuchtröhren, die in Reklametafeln zum Einsatz kommen. Jesus, wer kommt da nicht durcheinander … ich will zurück in eine klassische Fantasywelt ^^

      1. Du hast oben sogar von LICHTröhren geschrieben, das ist dann ja nochmal was ganz anderes als Leuchtröhren (Lichtröhren sind wie schon erwähnt einfach Öffnungen bzw. Röhren aus reflexionsstarkem Material um Sonnenlicht von draußen nach drinnen zu leiten). Leuchtröhren wären auch ok gewesen. :)
        Ich hoffe ich bin dir nicht zu hart. Solche kleinen Fehlerchen find ich an sich auch nicht weiter schlimm aber ich dachte, ich erwähne es mal.

        Achja, zu deinem letzten Satz: Ich habe absolut nichts dagegen, wenn du nach NoN dorthin mal wieder einen Ausflug machst. Und verstehen dass man da hin will, kann ich auch! :)

        1. Stimmt ja ^^ Lichtröhren haben da wirklich nichts zu suchen.
          Und bitte erwähne solche Fehler auch weiterhin, sobald du sie entdeckst. Als Testleser kannst du gar nicht pingelig genug sein, also immer gleich raus mit der Sprache!

  11. Mein Fazit:
    Die Idee mit der Rückblende finde ich sehr genial und es wirkt keinesfalls überladen. Als LeserIn bekommt man einen wunderbaren und kleinen aber tiefen Eindruck von Nicki und ihrem Leben.
    Ich bin schon gespannt, wie es weiter geht.

    Sehr genial. Ich liebe das Buch schon jetzt :-)

    Viele liebe Grüße
    Laurence

  12. Das mit dem Radiergummi und den Stiften könnte von meinen Kunstlehrer kommen, er ist bei sowas auch extrem penibel :D
    Weiß auch gar nicht warum er Kunstleherer ist, die Bilder von ihm sind echt der Hammer :) Das dumme ist aber, er schmeißt seine Zeichnungen immer weg O.o Seine Antwort auf meine geschockte Reaktion: “Wenn ich dieses Bild wieder haben möchte, zeichne ich es einfach noch einmal.”
    Der Typ ist schon etwas speziell, aber echt genial ^^
    Ich mochte das Kapitel, weil ich mich für die Vergangenheit und Hintergründe sehr interessiere :) Und ich liebe deinen Schreibstil. Er ist einfach einzigartig!

      1. Habe ich schon versucht, aber er verschenckt nichts >.<
        Einmal hat er, wo er bei uns vertretung hatte, uns alle als Hasen gezeichnet. Aber selbst die hat er weggeschmissen :(
        Was ich voll schade fand, weil es echt lustig aussah, und er mich wahrscheinlich echt gut eingefangen hat ^^ Also beim Zeichnen, und da beug ich mich immer ziemlich vor eine dumme Angewohnheit von mir O.o

Schreibe einen Kommentar zu Jenny-Mai Nuyen Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert